Schon jetzt zeichnet sich ab: Auch wenn der Bund und die Kantone viel Geld für die leidende Wirtschaft in die Hand nehmen wollen, wird es Leute geben, die leer ausgehen - auch wenn sie ebenso betroffen sind.
«Kulturschaffende und Sportler werden ihr Geld schnell kriegen, die Rede ist auch von Prostituierten, die unterstützt werden»: Das sagt ein Mann am Telefon, der vermutlich nichts von den Beiträgen des Bundes an die Wirtschaft sehen wird. Er ist selbständiger Marketingberater, hat keine Angestellten, ist als Einzelfirma tätig. Sein Business ist derzeit nicht verboten, dennoch ist ihm der Umsatz zusammengebrochen. Ganz einfach, weil die Unternehmen derzeit nicht an Marketing denken, sondern ans Überleben.
Es wird unzählige solcher Fälle in der Schweiz geben. Leute, die schwer nachweisen können, dass ihre Misere aufgrund des Coronavirus entstanden ist - weil sie ihrer Arbeit theoretisch noch nachgehen können. Das Virus greift in einem weiten Radius, mitleidend sind auch Anbieter, die nicht unmittelbar betroffen sind, indem sie ihren Laden schliessen müssen.
Die momentane Situation gebietet es vermutlich, etwas zu machen, was die Bürokratie sonst nicht gern macht: Da und dort ein Auge zuzudrücken. Natürlich wird es auch Missbrauch geben, aber die Lage gebietet es, für einmal damit zu leben, wenn dafür auch Selbständige geschützt werden, die es tatsächlich verdienen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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