Der neue St.Galler Ständerat Benedikt Würth wird sich schon am 20. Oktober der Wiederwahl stellen müssen. Gleichzeitig mit Paul Rechsteiner, der keine Erscheinungen von Übermüdung zeigt. Die aktuelle Wahl eröffnet viele Optionen für den Herbst.
Durchspazieren wird das Duo aus Würth (CVP) und Rechsteiner (SP) bei den Erneuerungswahlen der eidgenössischen Räte in wenigen Monaten nicht. Es ist bereits jetzt klar, dass es Gegenkandidaturen geben wird für den Ständerat.
Die FDP wird so lange antreten, bis sie den Sitz zurück hat, den sie nun verloren hat. Ihr Freudentaumel über die Wahl von Karin Keller-Sutter hatte mit dem Ausscheiden aus dem Ständerat eben auch einen Trauerzug als Gegenstück. Und es ist klar, dass die FDP den Sitzverlust nicht kampflos hinnimmt.
Die Grünen und/oder die Grünliberalen werden ihr Glück wohl ebenfalls versuchen in der Hoffnung, dass die Klimadebatte bis in den Herbst hineinreicht und sie dann zu den grossen Gewinnern gehören. Dafür stehen die Zeichen gut bei den Nationalratswahlen, weniger bei Personenwahlen, wie der Fall des grünen Kandidaten Patrick Ziltener gezeigt hat.
Und die SVP kann es sich ohnehin nicht leisten, eine Ständeratswahl vorbeiziehen zu lassen. Sie hat es schon mehrfach vergeblich versucht, aber das wird sie nicht aufhalten.
Damit sind Kampfwahlen vorprogrammiert, wobei die bürgerlichen Parteien vor allem den Sitz von Paul Rechsteiner im Auge haben, während grüne Parteien kaum das SP-Schlachtross aus dem Amt kegeln wollen.
Wirklich spannend ist dabei nur, mit wem diese Parteien kommen. Susanne Vincenz-Stauffacher hat für die FDP ein ehrenwertes Resultat geholt bei den Ständeratswahlen und wäre froh um einen zusätzlichen Schub im Oktober, da sie auch für den Nationalrat antritt. Diesen Schub könnte auch Mike Egger brauchen, der seinen erst gerade angewärmten Nationalratssitz verteidigen muss.
Realistischerweise kann aber nur die FDP-Frau aus Gaiserwald damit rechnen, noch einmal zum Zug zu kommen. Egger ist es nicht ausreichend gelungen, die eigene Parteibasis zu mobilisieren - kein gutes Zeichen für einen neuen Versuch. Die SVP wird wohl auf ein anderes Pferd setzen. Eine Möglichkeit wäre die amtierende Nationalrätin Barbara Keller-Inhelder, die dieses Mal nicht wollte; noch nicht?
Aber auch bei der FDP dürfte es Überlegungen geben, jemand anderen zu nominieren. Trotz des achtbaren Resultats vom 19. Mai. Denn Vincenz-Stauffacher hatte nun fünf Monate lang eine Bühne, es könnte Sinn machen, diese nun jemand anderem zu überlassen, der ebenfalls Publicity gebrauchen kann. Man könnte es aus Sicht des Stimmbürgers zudem auch als Zwängerei auslegen, wieder mit derselben Kandidatin anzutreten.
Allerdings ist die Auswahl begrenzt: Nachdem die FDP nun so lange betont hat. es brauche ein gemischtes Doppel im Ständerat, muss sie im Oktober zwingend wieder eine Frau bringen, alles andere würde sie unglaubwürdig machen.
Eine Prognose fünf Monate vor dem Wahlgang und in Unkenntnis aller Kandidaturen wäre nicht seriös. Aber man kann sagen: Die Chancen, dass das nun neu zusammengesetzte St.Galler Ständeratsduo auch im nächsten Jahr im Amt ist, sind gut. FDP und SVP fehlen die wirklich zwingenden Figuren. Zumindest solche, die bereit sind, anzutreten.
Es sei denn, jemand wie Regierungsrat Stefan Kölliker (SVP) würde sich, nachdem er für dieses Mal noch abgewunken hatte, bis im Herbst doch noch überreden lassen. Das würde zumindest die Spannung erhöhen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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