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Martin Lörtscher

Stromknappheit

Im Herbst informierte Wirtschaftsminister Parmelin die Unternehmen darüber, dass in der Schweiz ab 2025 im schlimmsten Fall zu wenig Strom zur Verfügung stehen könnte und man sich auf eine allfällige Strommangellage vorbereiten soll. Ich musste das zwei Mal lesen und drei Mal leer schlucken.

Martin Lörtscher am 20. Mai 2022

Hat uns der vorherrschende Umweltwahn bereits in den Wahnsinn getrieben?

Seitdem im Jahr 2011 völlig überhasteten Entscheid zum Atomausstieg weiss man, dass der verfügbare Strom nicht ausreichen wird. Nebst der explosionsartigen und politisch gewollten Vermehrung von Elektrofahrzeugen werden aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten aktuell auch noch Gasheizungen en masse ersetzt. Dies notabene mit Heizungen, die für den Betrieb alle auch Strom benötigen.

Kurzum, der Bedarf an Strom steigt, das Angebot an Strom sinkt.

Die von unserer Energieministerin vorgeschlagene Überbrückungslösung mit Gaskraftwerken ist unter den aktuellen Umständen wohl auch nicht gerade opportun und klingt schon fast wie Hohn. Doch wen kümmert es wirklich?

Gleichwohl wird beharrlich am Fahrplan der Energiewende festgehalten. Das ist ideologischer Starrsinn, gepaart mit Unbelehrbarkeit und Realitäts-Verweigerung.

Gerade der deutschsprachige Raum setzt sich hier, im vermeintlich moralisch perfekter Manier, als Weltretter in Szene. In immer mehr Ländern werden, teilweise in Blitzgenehmigungsverfahren, neue Atomkraftwerke modernster Bauart errichtet. Solche Anlagen sollen gar dazu genutzt werden können, um aus Atommüll weitere Energie zu erzeugen. Damit schlägt man zwei Fliegen auf einen Streich.

In Deutschland und der Schweiz stellt sich Links-Grüne jedoch solchen Ideen gegenüber quer. Die gleichen Kreise verhindern dann aber auch den Ausbau erneuerbarer Energien, wie den Bau neuer Wasserkraftwerke oder die Erhöhung von bestehenden Staudämmen.

Auch Projekte für neue Windkraftanlagen werden umgehend bekämpft.

Viele Länder haben den Ernst der Situation erkannt und arbeiten mit Hochdruck an der Energie-Versorgungssicherheit für ihre Bevölkerung. Bei uns habe ich den Eindruck, dass man – getreu dem Motto «mol abwartä, äs chunt dänn scho guät» – blindlings ins Energiedesaster läuft.

Wenn wir einseitig auf die Sonne als Stromerzeuger setzen, werden wir den wachsenden Strombedarf unmöglich decken können. Ob es einem gefällt oder nicht, der beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie muss schnellstens revidiert werden. Physik kennt keine Ideologie, Träume müssen der Realität weichen. Ohne eine ehrliche und realistische Energiestrategie kann die Sonne noch so viel scheinen, uns wird das Licht, eher früher als später, ausgehen.

Dies notabene in einem hoch entwickelten Land. Geht Ihnen ein Licht auf?

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Martin Lörtscher

Martin Lörtscher ist CEO der Hugelshofer Logistik AG mit Sitz in Frauenfeld. Er ist Mitglied vom TGV-Vorstand und war mehrere Jahre Präsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes ASTAG Sektion Ostschweiz + FL.

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