Wer sich vor 40 oder gar 50 Jahren tätowieren liess, tat etwas Aussergewöhnliches.
Es war ein Symbol gegen die bürgerliche Gesellschaft, gegen ihren Normenkatalog. Ein Tabubruch, eine Stigmatisierung, aber auch ein klares Zeichen, einer anderen Lebens- und Geisteshaltung.
Diese kryptisch magisch verbotene Dimension ist heute verloren gegangen.
Heute sind Tattoos schon längst zum Mainstream geworden.
«Jedermann» ist heute tätowiert.
Vom Banker zum Fussballspieler, vom Lehrling bis zum Gemeindeangestellten.
Mit der Popularität und gesellschaftlicher Akzeptanz veränderte sich auch die Methode und die Technik dieser besonderen «Körperbemalung» grundlegend.
Früher war ein Tattoo , nach altpolynesischer Technik, ein Ritual, eine Initiation , ein Tor zu einer inneren Symbolwelt.
Heute gehört das moderne Tattoo immer mehr zum Modeschmuck.
Etymologisches
Das Wort «Tatau» geht auf einen tahitischen Ausdruck zurück, der eine Reduplikation der Wurzel «ta», schlagen, ritzen darstellt. Der holländische Indologe und Sprachforscher Hendrik Kern (1833-1917) hat als Urform von «tatau» das Wort «tatatu» angegeben, das «verwundet» bedeutet, was auch mit dem malaiischen und javanischen «tatu» Wunde zusammenhängt.
Raffaele Ferdinando Schacher (*1962) lebt und arbeitet als Philosoph, Privatgelehrter und freier Schriftsteller in der Ostschweiz. In seinem eigenen Verlag , der Edition Excalibur, erscheinen seit über 20 Jahren exklusive Einblattdrucke, Miniaturen, Unikate, Collagen und Schriftbilder.
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