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Barbara Müller

Unsägliche Panik

Eine Beruhigung der Lage ist kaum in Sicht - oder was läuft schief in der Kommunikation hinsichtlich der Corona-Krise?

Barbara Müller am 09. August 2020

Bereits im Mai 2020 habe mich in einer Kolumne hinsichtlich Kennzahlen, wissenschaftlicher Aufbereitung und Darstellung von Daten der aktuellen Krise geäussert und mich ernsthaft gefragt bzw. gewundert, weshalb von verantwortlichen Bundesbehörden die unsägliche Panik bzgl. Covid-19 geschürt wurde.

Selbstverständlich waren die grundlegenden Kenntnisse über SARS CoV-2 oder Covid-19 im März dieses Jahres noch relativ dürftig, mittlerweile sind jedoch unzweifelhaft eklatante, dem Verständnis dienenden Fortschritte erzielt worden. Weshalb ist es denn nicht möglich aktiv, transparent, dem heutigen Wissenstand entsprechend von Seiten der Bundesbehörden (BAG, BR) zu kommunizieren und zur Beruhigung der Lage beizutragen? Ein Schelm, wer böses denkt, aber ich kann mir mittlerweile vorstellen, dass diese Vorgehensweise wegen purer Machtgier gewählt wurde. Es ist hinlänglich bekannt, wie die Erzeugung von Angst den Menschen willfährig bzw. hörig macht.

Ganz im Sinne einer wissenschaftlichen Abhandlung verlange ich von den genannten Bundesbehörden Antworten auf folgende Fragen:

  • Dem Vernehmen nach sind die verwendeten Tests, um SARS CoV-2 festzustellen, nicht validiert (sie sind nicht gegen einen Standard abgeglichen). Weshalb werden solche Tests denn generell verwendet? Wie viele RNA-Sequenzen müssen zwingend bei einem Test erkannt werden, um als positives Ergebnis gewertet zu werden? Gemäss WHO-Weisungen reicht hierfür eine RNA-Sequenz aus, die jedoch oft nicht SARS CoV-2 spezifisch ist. Bedeutet dies konsequenterweise, dass auch andere Corona-Viren zur positiven Testung beitragen können und es eine reine Lotterie darstellt, ob betroffene Personen als SARS CoV-2 positiv gelten? Da kein Test perfekt ist, weshalb wird nie explizit auf Testfehler und deren Bandbreite hingewiesen bzw. ausgeführt, wie hoch die Anzahl der falsch-positiven Tests demzufolge sind?

Es kommt jedoch noch dicker: Auf dem Merkblatt «MerkblattCOVID-TestungSwissmedicBAGfinal_de» des BAG ist klipp und klar festgehalten: «Der Nachweis der Nukleinsäure gibt jedoch keinen Rückschluss auf das Vorhandensein eines infektiösen Erregers. Dies kann nur mittels eines Virusnachweises und einer Vermehrung in der Zellkultur erfolgen.» Und weiter: «Durch den direkten Nachweis von viraler Nukleinsäure in einem Nasen-Rachenabstrich kann bei Patienten mit COVID-19 kompatiblen Symptomen auf eine SARS-CoV-2 Infektion geschlossen werden.»

Aha, alleine durch der Nachweis von Nukleinsäure-Schnipseln kann nicht zwingend auf eine Infektion geschlossen werden? Wie kommt dieser Widerspruch zustande?

Womit auch gesagt ist, dass nur Symptome einen unzweifelhaften Beleg der Erkrankung liefern. Unter Umständen ist die Virenlast generell zu gering oder es sind nur Bruchstücke von Viren vorhanden, die nicht infektiös sind. Soviel ist jedoch sicher: Auch ein positiver Test heisst noch lange nicht, dass jemand ernsthaft erkrankt!

Und aufgrund dieser absolut unzuverlässigen Betrachtungsweise bzw. unverstandener und verantwortungsloser statistischer Datenerhebung bzw. Datenauswertung wurde ein Lockdown erzwungen, der nicht nur die Schweiz sondern vor allem auch sogenannte Drittweltländer in den Ruin treibt. In Nepal beispielsweise wurde die Wirtschaft an die Wand gefahren - meine humanitäre Arbeit in Lande des Himalayas ist stark gefährdet. Wie mir Nepali-Freunde telefonisch berichteten, sind Millionen von Arbeitslosen zu verzeichnen, in einem Lande notabene, das keine Sozialversicherungen kennt und nun auch noch zehntausende von Landsleuten aufnehmen muss, die nach Beendigung Ihrer Tätigkeit Gastarbeiter in Zweitstaaten nun in ihre Heimat zurückkehren müssen, wo sie auch nur Arbeitslosigkeit erwartet. In Nepal wurde nie von überfüllten Spitälern oder Intensivstationen berichtet, kaum 60 Personen sind bis zum heutigen Tag angeblich an Covid-19 verstorben. Ein Armutszeugnis von wohlhabenden Ländern der westlichen Hemisphäre, die Ländern wie Nepal einen Lockdown aus Nachahmungsgründen als Allerweltsheilmittel aufgezwungen haben.

Zum Schluss möchte ich noch Prof. em. Beda Stadler zitieren: «Zurück auf dem Weg zur Normalität, würde es uns Bürgern jetzt guttun, wenn sich einige Panikmacher entschuldigen würden.»

Und weiter: «Warum wurde die Maskenpflicht zu einem Zeitpunkt eingeführt, als kein Anstieg an Corona-Fällen ersichtlich war? Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass kurz vor der Einführung von Gratistests signifikant mehr getestet wurde, so dass der Eindruck eines kleinen Anstiegs entstand? Warum lässt der Bund Medienberichte unwidersprochen im Raum stehen, die aus einem Corona-Fall sogleich eine 'Ansteckung' machen?»

Wie bereits in der NZZ berichtet wurde, führt diese Maskenpflicht unweigerlich zu Problemen für Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen können. Es ist nur noch beschämend, wie mit solchen Massnahmen und auch Aussagen von Mitarbeitern von Bundesbehörden das Denunziantentum im Lande gefördert wird.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Barbara Müller

Dr. sc. nat. ETH Barbara Müller (*1963) ist Geologin. Für die SP ist sie Mitglied des Thurgauer Kantonsrates. Sie wohnt in Ettenhausen (TG).

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