Boden ist die knappste nicht erneuerbare Ressource der Schweiz. Bei der Politik scheint diese Tatsache noch nicht ganz angekommen zu sein.
Täglich wird eine Grünfläche von acht Fussballfeldern überbaut. Damit ist die Zersiedelung das grösste Umweltproblem der Schweiz.
Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes wurde ein grosses Versprechen gemacht: die Zersiedelung werde abgebremst. Das tönte schon mal gut. Das Gesetz trat im Frühling 2014 in Kraft. Hat sich seither in der Siedlungsentwicklung etwas verändert? Der kürzlich erschienene Bericht Raum+ liefert aktuelle Zahlen für den Kanton St.Gallen, leider keine guten. Es werden zwei Zeiträume vor und nach der Gesetzesrevision betrachtet. Die Grösse der gesamten Bauzonen wuchs gleichmässig weiter, während die darin enthaltenen noch nicht überbauten Flächen abnahmen. Das bedeutet im Klartext: Der Flächenverlust ging mindestens im gleichen Tempo weiter, wenn nicht sogar noch schneller!
Das neue Raumplanungsgesetz hat sein Versprechen einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung bis heute nicht erfüllt. Die St.Galler Regierung meint dazu, dass man seine Wirkung erst in einigen Jahren beurteilen kann. Aber das ist es eben: Das Gesetz lebt von seinen Versprechen. Dabei geht vergessen, wie es im Grundsatz funktioniert.
Gemäss Raumplanungsgesetz können alle Gemeinden eine Fläche einzonen, die dem voraussichtlichen Bedarf der nächsten 15 Jahre entspricht. Das sieht wie eine Begrenzung der Zersiedelung aus. Wenn diese Reserven aber aufgebraucht sind, kann wieder neues Bauland eingezont werden.
Je schneller die grünen Wiesen überbaut werden, desto schneller wird also neuer Boden eingezont. Aufgrund dieses fundamentalen Problems ist das Gesetz auch in Zukunft nicht in der Lage, das Kulturland und die natürlichen Landschaften zu erhalten. Nötig ist ein Gesetz, welches die Bauzonen langfristig nicht weiterwachsen lässt. Nur so erreichen wir einen haushälterischen Umgang mit dem Boden.
Bauen ist in Ordnung, aber eben nicht überall. Die eidgenössische Initiative «Zersiedelung stoppen» macht genau diesen notwendigen Schritt. Sie wird die Chance bieten, durch kluges Bauen unseren Boden für die Zukunft zu sichern.
Basil Oberholzer (*1990) ist Volkswirtschafter und Mitglied des St.Galler Kantonsrats für die Grünen
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.