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Teurer Wahlkampf

FDP-Kandidat Christof Züger: Viel Geld investiert und nicht gewählt - würde er es wieder tun?

Die beiden St.Galler FDP-Nationalräte Marcel Dobler und Susanne Vincenz mussten am Wahlsonntag zittern. Würde die Partei ihre beiden Sitze retten? Letztlich konnten sie aufatmen – und sich unter anderem beim Drittplatzierten Christof Züger bedanken.

Marcel Baumgartner am 28. Oktober 2023

Es ist noch nicht lange her, seit die FDP im Kanton St.Gallen mit nur einer Person im Nationalrat vertreten war. Und bei den diesjährigen Wahlen spürte man bei den beiden Bisherigen die Anspannung. Beide rechneten mit der Möglichkeit, nicht erneut gewählt zu werden – bzw. damit, dass die Partei einen der beiden Sitz verliert. Entsprechend ging es bei Susanne Vincenz und Marcel Dobler um jede einzelne Stimme. Sicher sein konnte sich nur jene Person, die es auf den ersten Platz schafft.

Das war letztlich Unternehmer Marcel Dobler mit 32'222 Stimmen. Susanne Vincenz erreicht 30'119 Stimmen. Und die FDP konnte ihr beiden Sitze halten.

Die Stimmensammler

Massgeblich dazu beigetragen haben natürlich die Stimmen der weiteren Kandidatinnen und Kandidaten. So erzielte auf der FDP-Hauptliste der drittplatzierte Christof Züger 16'480 Stimmen, gefolgt von Andrea Abderhalden mit 15'240 Stimmen und Peter Nüesch mit 14'694 Stimmen.

Bei Züger kann man rückblickend zwei Faktoren speziell erwähnen. Einerseits steckte er wohl ordentlich Geld in den Wahlkampf. Gemäss einem «Tagblatt»-Artikel betrug sein Budget 75'000 Franken, wovon er 50'000 Franken aus der eigenen Tasche beisteuerte. Andererseits geriet Züger kurz vor dem Wahlsonntag in die Schlagzeilen. Es ging um einen nicht rechtskräftigen Strafbefehl gegen die Züger Frischkäse AG in Oberbüren, dessen Verwaltungsrat Züger präsidiert. Wir haben darüber berichtet.

«Passt so»

Zügers Resultat kann letztlich – von aussen betrachtet – als Erfolg gewertet werden. Aber sieht er das auch so? «Ja, ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat. Und es passt für mich perfekt, da ich aktuell noch sehr im Unternehmen eingebunden bin», erklärt Christof Züger gegenüber der «Ostschweiz».

Inwiefern ihm der besagte Zeitungsartikel geschadet haben könnte oder ihm im Gegenteil sogar diente, kommentiert Züger wie folgt: «Der Artikel über die angebliche grobe Gewässerverschmutzung war journalistisch nicht sehr klug verfasst und es wurden zwei komplett verschiedene Gewässerverschmutzungen miteinander vermischt. Ich glaube, der Leser hat das selber gemerkt und über die journalistische Leistung den ‘Kopf geschüttelt’. Der Zeitpunkt war natürlich so kurz vor der Wahl eher schlecht für mich.»

Würde er wieder so viel investieren?

Dass er als Nichtgewählter so viel Geld in den Wahlkampf investiert hat, sieht Züger sportlich. Und er würde es wieder tun. Da er nicht nur für sich als Person, sondern auch für das Unternehmen Züger Frischkäse geworben habe, hätte das Ganze einen doppelten Nutzen gehabt.

Zudem freue er sich darüber, dass er – wie auch die anderen Kandidatinnen und Kandidaten – einen Beitrag dazu leisten konnte, den zweiten Sitz zu halten und damit Susanne Vincenz erneut nach Bern zu entsenden. Das sei als Engagement für die Partei zu werten.

Noch keine Antwort hat Christof Züger auf die Frage, wie es für ihn nun politisch weitergeht: «Zuerst muss ich nun den Wahlkampf etwas setzen lassen. Dann schauen wir weiter.»

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Nach Kommentar von Stefan Schmid

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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