Reiskörner auf der Stirn von Ketut. Er wohnt tief im Osten von Bali, dort wo Touristen kaum hinkommen, dort wo die Welt bis heute die ganz eigene Welt der Balinesen ist. Ihre Dörfer scheinen im sattgrünen Meer kunstvoll angelegter Reisfelder schier zu ertrinken.
Über ihnen erhebt sich mit 3’142 Meter der Sitz der balinesischen Götter, der aktive Vulkan Gunung Agung. Seit eh und je grollt er mit mächtigen Erdbeben und gewaltigen Ausbrüchen. 1963 bis 1964 mit den stärksten Eruptionen des 20. Jahrhunderts, verheerenden Landschäden und über 1'000 Toten; am 25. November 2017 mit einem Aschenauswurf, der den gesamten Flugverkehr blockierte und rund 60'000 Passagiere auf dem Flughafen Denpasar stranden liess.
«Wo Sonne und Mond scheinen, wo sich der Vulkan erhebt und Wasser auf seinen Flanken hinunterfliesst, da sind auch die Götter, welche die Menschen segnen.» So lautet ein Satz aus der Religionslehre, welche die Geborgenheit der Balinesen in ihrem Lebensraum, ihrem Glauben und ihrer Spiritualität ausdrückt - ein Religionsverständnis, das von der Dualität guter und schlechter Energien geprägt ist. Sie zeigen sich im Wirken einer Vielzahl von Göttern, denen mit unzähligen Zeremonien, Opfern und Ritualen gehuldigt wird, um ein gutes Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Rein und Unrein zu setzen; um Gefahren abzuwehren, den Fortbestand der Familie zu sichern und Nahrung zu gewinnen.
Auf Bali reifen Jahr für Jahr über zehn Millionen Tonnen Reis– eine Menge, die nach alter Sitte im Nassanbau von Hand gesetzt, gepflegt und geerntet wird. Eine Knochenarbeit, meist mit gebeugtem Rücken und den Füssen im Schlamm, oft unter sengender Tropensonne. Dennoch prägen Respekt und Achtsamkeit alles Tun, weil die Pflanze als Geschenk der Reisgöttin Dewi Sri gilt. Ihr wird gehuldigt, rund um die Uhr und fast überall: An Strassenrändern, in den Dörfern, auf Feldern und in Tempeln. Mit dabei sind die Balinesen von Kindsbeinen an. Auch Ketut, der seine Mutter zu einer Zeremonie begleitet.
Der Südseespezialist Hansjörg Hinrichs bereist Ozeanien seit über 30 Jahren. 2017 erschien sein Bildband «Sehnsucht Südsee». Als Impulsreferent zeigt er auf was nicht nur Manager von Urvölkern lernen können. Seine Reisemanufaktur PACIFIC SOCIETY bietet exklusive Erlebnisreisen in die Südsee an.
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