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Die absurde Neger-Debatte

In Wil steht ein Schulbuch zur Debatte, weil es unter anderem den Begriff «Neger» verwendet. Was für eine wohlstandsverwahrloste Diskussion, die nichts mit der Realität zu tun hat.

Stefan Millius am 27. Februar 2019

Neger? Ein Unwort, das Menschen dunkler Hautfarbe herabsetzt und auf keinen Fall eingesetzt werden darf.

Das ist die einhellige Meinung. Und zwar die von weissen Leuten. Menschen dunkler Hautfarbe hingegen haben absolut kein Problem mit dem Begriff «Neger».

Das ist die Realität.

«Neger» war bis vor nicht allzu langer Zeit die völlig wertfreie Bezeichnung schwarzer Menschen. Dann entschieden weisse Leute, dass das nicht geht und erklärten «Neger» zum Unwort. Und seither wird man mindestens verbal gesteinigt, wenn man den Ausdruck verwendet.

Und fragt man einen Direktbetroffenen, dann hat er keine Ahnung, was das soll. Wieso auch? Es ist ein Wort, mehr nicht. Legt man eine negative Assoziation hinein, dann wird daraus plötzlich etwas Furchtbares. Aber nur, weil wir - die nichtbetroffenen Weissen - das so wollen.

Man wird kaum einen Schwarzen treffen, der mit «Neger» ein Problem hat. Genau so wenig wie wir Weisse ein Problem mit dem Ausdruck «Langnase» haben, den uns Asiaten überstülpen.

Wir fühlen uns gut und - auch als Rasse - überlegen, wenn wir andere Rassen schützen vor Dingen, vor denen sie gar nicht geschützt werden wollen. Was für eine Absurdität: Wir wollen für Gleichheit sorgen, indem wir paternalistisch andere behüten vor angeblicher Unbill.

Die Wahrheit ist: Kasperli darf weiter den Negerkönig Krambambuli treffen. Das tut weder ihm noch seinen schwarzen Kollegen weh.

Die einzigen, die leiden, sind die übervorsorglichen Weissen, die glauben zu wissen, was die Neger brauchen.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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