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Die Autobefreiung rückt näher

Erinnert sich jemand an den missglückten Slogan «St.Gallen kann es» des Kantons? Die Stadt St.Gallen zeigt gerade, was sie alles kann: 100 mietbare E-Trottinetts sind vermutlich der Höhepunkt des Jahres der städtischen Politik. Nun kommt sicher alles gut.

Stefan Millius am 31. Juli 2019

Man kann eine Stadt natürlich nicht einfach nach und nach von Autos befreien ohne begleitende Massnahmen. Es gilt, die Stadt für Velofahrer und Fussgänger attraktiver zu machen. Und für alle, die weder strampeln noch gehen wollen, eine Alternative zu bieten. In St.Gallen heisst diese: E-Trottinett zur Miete.

Dass es vorerst mal nur 100 Stück sind, ist beruhigend. Das reduziert das Risiko, von völlig ungeübten Lenkern, die drei vollgepackte Einkaufstüten dabei haben, über den Haufen gefahren zu werden.

Die E-Trottinetts seien ideal für eine hügelige Topografie wie sie in St.Gallen herrscht, heisst es bei der Stadt. Mit anderen Worten: Perfelt für viele übermüdete Leute, die am Rosenberg oder im Riethüsli wohnen und keine Lust haben, sich am Abend für den Heimweg in einen VBSG-Bus zu sitzen, in dem die Klimaanlage vermutlich gerade defekt ist. Also stellen sie ihren Roller auf dem Hügel ab und entscheiden sich am nächsten Morgen vermutlich dann für den Fussweg, weil es ja abwärts geht. Wir brauchen vermutlich fünf oder sechs angestellte Leute, die jeweils die E-Trottinetts von den Anhöhen wieder in die Innenstadt runter bringen.

Die Hoffnung, dass alternative Gefährte wie dieses - wie wäre es eigentlich mit Segways - zur Alternative zum Auto werden, ist natürlich nicht haltbar. Aber es geht ja um Symbole. Und davon haben wir nun stolze 100 Stück.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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