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Schutzbach darf wieder reden

Erinnern Sie sich an Franziska Schutzbach? Die Geschlechterforscherin und Soziologin an der Uni Basel war eine Weile schwer im Gespräch, weil sie gelinde gesagt abenteuerliche Vorschläge machte. Dann wurde es ruhig um sie - und nun wird ihr der Teppich wieder ausgerollt.

Stefan Millius am 23. September 2019

Ende 2017 war die bis dato für die Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Wissenschaftlerin plötzlich Tagesgespräch. Sie forscht unter anderem rund um die Kommunikationsmethoden rechter Gruppierungen. Dabei beliess sie es aber nicht bei der Theorie, sondern machte gleich konkrete Vorschläge. Rechtsnationale Kräfte, zu denen sie auch die SVP zählt, könne man nicht mit den normalen Mitteln der Demokratie zurückdrängen, schrieb sie sinngemäss auf ihrem Blog. Da brauche es andere Massnahmen. Beispielsweise könnten alle anderen Nationalräte immer den Saal verlassen, wenn ein «Rechter» etwas sagt. Und Taxiunternehmen und Fluggesellschaften sollen keine Rechtsnationalen mehr transportieren.

Da staunt man eigentlich nur noch, warum diese Leute dann noch Zug fahren dürfen sollen.

Die Reaktionen fielen ziemlich heftig aus. Immerhin schlägt nicht jeden Tag eine Uni-Dozentin vor, man solle Andersdenkenden das Fliegen verbieten. Allerdings nahmen nur einzelne Medien das Ganze prominent auf - Weltwoche und Basler Zeitung -, der Rest blieb zurückhaltend.

Nun hat sich Schutzbach vom «Spiegel» interviewen lassen, und dieses Mal verzichtet sie auf Verbotsfantasien. Stattdessen empfiehlt sie einfach, nicht mehr mit Rechten zu reden, sehr wohl aber über sie.

Das klingt nach einer echten Dialogkultur. Soziologie im Jahr 2019.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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