Der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden steht vor einem grossen Problem: Wie kann man noch Silvesterklausen?
Unter der ständigen Bedrohung durch das Corona-Virus kann voraussichtlich weder am 31. Dezember (dem neuen Silvester) noch am 13. Januar (dem alten Silvester) das Chlausen wie gewohnt stattfinden.
Damit dies doch wieder möglich ist, hat sich der Regierungsrat auf innovative Art dieses alte Brauchtum erhalten. Am 9. Juli soll der letzte Schultag des Jahres ausfallen und dafür der «neueste Silvester» stattfinden. Erfahrungsgemäss ist im Juli die Bedrohung durch das Coronavirus kaum gegeben. Als zusätzlichen positiven Nebeneffekt können zu diesem Datum Erfrierungen ebenso ausgeschlossen werden wie Knochenbrüche wegen Eisglätte. Einige Chläuse arbeiten bereits am Einbau von kleinen Klimaanlagen in ihren Kopfschmuck, damit auch der Bedrohung durch Hitzewallungen vorgebeugt werden kann.
Da es nun aber undenkbar ist, diesen Anlass an einem Datum zu konzentrieren, und jenen gerecht zu werden, die lieber einen «alten» und einen «neuen» Silvester feiern, wurde vor dem «neuesten Silvester» noch ein «allerneuester Silvester» eingefügt. Dieser wird wie gewohnt zwei Wochen früher gefeiert, also dann eben am 25. Juni.
Fassen wir das also noch einmal zusammen: der neue Silvester fand zwei Wochen vor dem alten statt, also wird der allerneuste Silvester zwei Wochen vor dem neuesten stattfinden. Klingt kompliziert? Macht nichts! Das ist eben die neue Normalität.
Markus Kessler (*1969) ist freier Schriftsteller und Werbetexter. Er lebt und arbeitet in Speicher. Literarisch ist das Unheimliche, das Gespenstische und auch das Unerklärliche seine Leidenschaft. Darüber hinaus schreibt er seit vielen Jahren satirische Texte.
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