Diese zwei Wörter haben mich einiges an Überwindung gekostet, denn ich war nicht sicher, was damit geschehen wird. Meine Phantasien schwankten zwischen Hotelverbot, weil ich nicht bewerte und Shitstorm, wenn ich nicht die gängige Meinung vertrete.

Am nächsten Morgen kam die Überraschung: «Wolf aus der Schweiz schreibt: 'Guter Kaffee.'» Welch ein Ereignis! Mit zwei Wörtern bin ich aus der Anonymität herausgetreten und mein entscheidender Beitrag hilft anderen, sich richtig zu entscheiden. So sieht soziales Handeln aus. Ich fühlte mich schon ein wenig wie Mutter Theresa.

Ab sofort forcierte ich meine beispiellose Karriere im Internet. Ich votete bei allen Aufrufen. Hier sind die Besonderen, auf die ich wahnsinnig stolz bin:

Bestellung bei Zalando: «Ich bin hochzufrieden, vorbildlich wie immer.» (Es war meine erste Bestellung, doch wer kann das schon kontrollieren).

An der Migros-Kasse: «Sehr gut.» (Ich meinte das Lächeln der Kassiererin).

Über den Ferienflieger: «Guter Kaffee.» (Alles andere war ziemlich daneben, doch mit meiner Routine habe ich das Problem gelöst.)

«DieOstschweiz» wollte auch bewertet werden: «Sehr hohes journalistisches Niveau. Selbstkritische Artikel wie dieser hier sollten häufiger erscheinen.» (Ich hoffe immer noch).

Die Post über ihre Briefzustellung: Guter Kaffee kam hier nicht in Frage, also schrieb ich hochkritisch: «Selbstklebemarken sind bequemer als abzuleckende.»

Auf dem Bahnhofs-WC: «Sehr zufrieden.» (Ich meinte meinen Durchfall).

Mein persönliches Fazit: Zum ersten Mal in meinem Leben finde ich mich nicht von der Gesellschaft ausgestossen, sondern voll akzeptiert. Ich habe damit einen neuen und tieferen Sinn des Daseins gefunden und würde mich gerne zum Profi-Bewerber weiterbilden, doch leider gibt es diesen Beruf noch nicht. Vielleicht nimmt ein HSG-Student diese Idee auf und macht daraus ein erfolgreiches Start-up. Ich wäre die erste Anmeldung.