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Wolfsrisse nehmen zu

«Die Situation darf nicht eskalieren»

Muss die Wolfspopulation reguliert werden? Wenn es nach dem St.Galler Bauernverband geht, liegt ein klares «Ja» auf der Hand, erklärt Andreas Widmer im Interview. Bereits jetzt müssten Massnahmen für die warme Jahreszeit in Angriff genommen werden.

Manuela Bruhin am 07. Februar 2022

Der Schweizer Bauernverband spricht sich für eine dringende Revision des Jagdgesetzes aus. Weshalb wäre das auch für die Ostschweiz entscheidend und wichtig?

Die Ostschweiz war und ist sehr stark konfrontiert. Die Wolfspopulation ist insbesondere in den Kanton Graubünden, St.Gallen und Glarus in den letzten Jahren stark gewachsen. Über lange Zeit bewohnte ein Wolfsrudel das Calanda-Gebiet. Paare und verschiedene Einzelwölfe durchstreifen die Ostschweiz. Insofern ist in den Kantonen SG, TG, AR, AI, GL und GR kein Schaf sicher vor dem Grossraubtier.

Wie sieht die Lage derzeit in der Ostschweiz aus?

Allein zwischen Ende Juni und Ende Oktober des vergangenen Jahres wurden 65 Wolfsrisse an landwirtschaftlichen Nutztieren (Schafe und Ziegen) allein im Kanton St.Gallen gezählt. Im Bünder- und Glarnerland ist es ein Mehrfaches. Erstmals wurden auch Angriffe auf Kühe, Rinder und Kälber verzeichnet. Aktuell ist ein Wolfspaar im Weisstannental unterwegs und seit längerem leben ein bis zwei Wölfe in der Region Werdenberg.

Was müsste mit der Revision erreicht werden, um die Probleme abzufedern?

Die Wolfspopulation muss reguliert werden. Sobald die Population zu gross ist, weicht der Wolf vermehrt in landwirtschaftlich genutzte Gebiete oder sogar ins Siedlungsgebiet aus. Der Wolf gehört in den Lebensraum der Wildtiere, also konkret in den Wald und ins Gebirge. Er benötigt einen gewissen Lebensraum. Diesen kann man am Besten schaffen, wenn die Population angepasst wird. Zudem sollen auch bekannte, schadenstiftende Wölfe abgeschossen werden dürfen.

Die Gegner erklären, dass auch andere Massnahmen, wie beispielsweise Hütehunde, eine geeignete Massnahme ist, um sich vor Wolfsangriffen zu schützen.

Die Älpler und Landwirte leisten mit Unterstützung von staatlichen Stellen eine Riesenarbeit für den Schutz von Schafen und Ziegen. Ein hundertprozentiger Schutz ist jedoch nicht realisierbar. Da fehlen die personellen wie finanziellen Ressourcen. Mit den Angriffen auf Kühe, Rinder und Kälber hat die Wolfsthematik eine neue Dimension erreicht. Das Rindvieh in den rund 4000 Land- und Alpwirtschaftsbetrieben können schlichtweg nicht gegen den Wolf geschützt werden.

Sie sprechen sich dafür aus, dass es für den Alpsommer 2022 Notmassnahmen braucht. Wie sehen die aus?

Die Bundesparlamentarier fordern für den kommenden Alpsommer Notmassnahmen in Form von zusätzlichem Herdenschutz, Betreuung und Unterstützung der Älpler und der Herden. Dazu gehören Schutzhunde, Zäune, Alarmierungssysteme und auch Vorkehrungen zum Schutz von Alppersonal wie auch der Touristen. Die Situation darf im nächsten Sommer nicht eskalieren.

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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