Die ATV-Struktur der RUAG Space von aussen; die Struktur ist rund 7 Meter hoch und hat einen Durchmesser von knapp 5 Metern. (Bild: Swiss Space Museum)
Ostschweizer, die eine leerstehende Halle haben und eine neue Attraktion in die Region holen wollen, sind jetzt gefragt. Das Swiss Space Museum sucht dringend eine Unterbringung für den Prototyp eines legendären Raumfrachters. Ansonsten droht die Entsorgung.
Das Swiss Space Museum im zürcherischen Watt steht vor einem ganz besonderen Problem. «Wir sind wohl das einzige Museum in der Schweiz, das nach wie vor keine eigenen Museumsräume hat», sagt sein Gründer Guido Schwarz. Das Museum steht im Aufbau, derzeit kann es noch nicht besucht werden.
Aber Museumsstücke gibt es bereits. So beispielsweise den Prototyp der Grundstruktur des Raumfrachters ATV der ESA. Dieser steht derzeit in einer Halle in Zürich-Seebach. Der Prototyp ist für die Raumfahrt durchaus relevant. Auf ihm basieren die fünf europäischen Raumfrachter, die zwischen 2008 und 2014 Lebensmittel und Experimente zur ISS transportiert haben. Die Grundstruktur des sogenannten Automated Transfer Vehicle – kurz ATV – wurde vom Schweizer Raumfahrtunternehmen RUAG Space gebaut.
Das Problem: Der Prototyp wird nicht mehr benötigt. Und die RUAG Space hat selbst keine Ausstellungsflächen, um den Raumfrachter zu präsentieren. Damit droht dem geschichtsträchtigen Stück das Aus.
Die RUAG Space hat deshalb das Swiss Space Museum kontaktiert. Und dieses will den Prototypen retten, so Guido Schwarz. Er sucht derzeit einen «Paten», der eine Halle zur Verfügung stellt, um ihn zu zu präsentieren. «Wir müssten allerdings in den nächsten Wochen einen Abnehmer finden», so Schwarz. Und: «Es geht um ein Stück Raumfahrtgeschichte, das droht, für immer zu verschwinden.»
Allerdings kann dieses Ausstellungsstück nicht einfach in eine Vitrine gestellt werden. Die ATV-Struktur ist rund sieben Meter lang und hat einen Durchmesser von knapp fünf Metern. Eine passende Halle zu finden ist deshalb nicht ganz einfach. Und für sie Suche nach einem Aussteller bleibt wenig Zeit.
Gelingt es nicht, muss der Raumfrachter laut Schwarz wohl demontiert und entsorgt werden. «In diesem Fall würden wir sicher schauen, dass zumindest einige relevante Teile der Struktur in die Sammlung gehen und bewahrt werden können», so der Museumsgründer. Aber das wäre eine Notlösung. Er habe verschiedene befreundete Direktoren von Raumfahrtmuseen aus dem umliegenden Ausland gefragt, so Schwarz, aber erfolglos.
Die letzte Option für den Museumsgründer: Einen Unterstützer - Privatperson oder Firma - zu finden, der dem Swiss Space Museum für einen symbolischen Mietpreis eine Halle zur Verfügung stellt, in der die ATV-Struktur gelagert oder – das wäre der Wunsch - ausgestellt und dem Publikum zugänglich gemacht werden kann. «Uns ist bewusst, dass die Chancen klein sind» sagt Schwarz. «Aber wir möchten alle Möglichkeiten nutzen, um die Struktur für die Öffentlichkeit zu erhalten.»
Wo die Halle geografisch liegen soll, ist nicht definiert. Die Ostschweiz kommt für Guido Schwarz durchaus in Frage, solange der Ausstellungsort zentral gelegen und gut erreichbar sei. Die Suche laufe weiter - aber die Zeit wird knapp.
ATV im Video:
ISS-Docking des ATV Georges Lemaître
ATV-Docking erklärt durch Astronaut Reinhold Ewald
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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