Die zwölf Fussballvereine aus England, Spanien und Italien, die gemeinsam mit weiteren Clubs eine Europäische Super League gründen wollen, haben ein mediales Sport-Erdbeben ausgelöst. – Ein Gastbeitrag von Sven Bradke.
Nicht nur bekannte Fussballer, UEFA- und FIFA-Funktionäre äussersten sich negativ, auch Staatspräsident Emmanuel Macron und Premierminister Boris Johnson fühlten sich sofort zu ablehnenden Stellungnahmen berufen. Die Gründung einer eigenen Liga sprengt offenbar alle fussballerischen Vorstellungen und Grenzen.
Spannendere Spiele und lukrative Mehreinnahmen
Als Fussballfan reagierte auch ich negativ. Je länger je mehr kommt aber meine liberale Grundhaltung wieder durch. Wer ein neues Geschäftsmodell errichten will, der soll dies tun dürfen. Keiner Organisation der Welt steht das alleinige Recht zu, grenzüberschreibende Sportveranstaltungen organisieren und ausrichten zu dürfen. Wenn englische, spanische und italienische Clubs einen eigenen europäischen Wettbewerb austragen wollen, so sollen sie dies tun dürfen. Sie erhoffen sich attraktivere Spiele, ein höheres fussballerisches Niveau, mehr Zuschauerinnen und Zuschauer sowie bedeutende Mehreinnahmen.
Neuer Wettbewerb mit unbekannten Gewinnern und Verlierern
Verbote und Sanktionen gegen Clubs und Spieler sowie die Androhung von Rechtsverfahren sind übliche Reaktionen marktbeherrschender «Player». Sie überraschen nicht, würde der neue Wettbewerb doch garantierte Gelder für Fernsehrechte und Werbungen streitig machen. Die kritisierte Fussballwelt erführe so ihre lange geforderte Veränderung; vielleicht zum Guten, vielleicht aber auch zum Schlechten. Ginge das Experiment des konfrontativen «UEFA-Exits» auf, würden diese zwölf bis zwanzig Traditions-Clubs, zumindest ökonomisch, richtig handeln. Wenn nicht, dürfte es mittelfristig ihr «Waterloo» sein.
Keine Ächtung von Spielerinnen und Spielern!
Was aber nicht geht, ist, Spielerinnen und Spieler zu ächten und sie für Spiele der Nationalteams zu sperren. Wer irgendwo auf der Welt ehrenhaft und gut Fussball spielt, der soll das Recht haben, auch in seinem Nationalteam auflaufen zu dürfen. Ansonsten wären auch die Wettkämpfe der Nationalteams nur mehr Kommerz.
Sven Bradke (*1964) ist Dr. rer. publ. HSG und Geschäftsführer der Mediapolis AG für Wirtschaft und Kommunikation in St.Gallen
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