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Ansturm auf den Stiftsbezirk

Eine Stunde warten für einen Blick von 20 Sekunden

Der «Tag der offenen Türen» des Stiftsbezirks St.Gallen am Samstag hat die Erwartungen der Organisatoren weit übertroffen: Ausgebuchte Workshops und mehr als 5'000 gezählte Teilnehmende an Kurzführungen und in den neuen Ausstellungsangeboten des Stiftsbezirks.

Die Ostschweiz am 14. April 2019

Nicht nur Dompfarrer Beat Grögli war vom Ansturm begeistert. Auch sehr viele Besucher. So meinte eine Familie aus der Westschweiz: «Wir sind extra aus Genf angereist, um diesen Tag mitzuerleben. Und wir haben nicht die Hälfte gesehen, weil die Ausstellungen so genial sind. Wir werden nun noch einen Tag dranhängen, um in Ruhe nochmals die Ausstellungen zu besuchen.»

Das dürfte ganz im Sinne der Verantwortlichen sein, die den Stiftsbezirk zu einem Touristenmagneten erster Güte machen wollen: Auf der gleichen Stufe wie das Schloss Chillon mit seinen 400'000 jährlichen Besuchern.

Der Freiburger OK-Co-Präsident des Tages Patrick Cotting meinte dazu: «Uns war es wichtig der gesamten St.Galler Bevölkerung aufzuzeigen, was für ein Juwel sie vor der Haustüre haben und wie sie es nutzen könnten. Deshalb gab es nicht nur St.Galler Wurst und ein Getränk, sondern ein vielfältiges Programm, das man unmöglich während eines einzigen Tages absolvieren konnte: Mit Emotionen, mit Musik, mit Kindern, mit Interaktion, mit Shows und mit dem Ziel, dass alle diesen Tag nicht vergessen und wieder kommen.»

Stiftsbezirk

Regierungsrat Martin Klöti erinnerte am Festakt an die nicht immer einfache Zeit der letzten Jahre, die auch dank externer Moderation zu einem neuen Zusammengehen zwischen allen Institutionen des Stiftsbezirks geführt habe. «Gestern hatten wir mit Bundesrat Alain Berset bereits einen Freiburger hier, der den neuen Ausstellungssaal eröffnet hat. Heute ist es mit Patrick Cotting ein anderer Freiburger, der nicht nur diesen Tag moderiert, sondern uns während den letzten zweieinhalb Jahren entscheidend weitergebracht hat.»

Elisabetta Rickli-Pedrazzini vom Katholischen Konfessionsteil erinnerte daran, dass die Pracht des Stiftsbezirks den Benediktinern zu verdanken sei, «die uns Werte geschenkt haben, die sich lohnen, neu entdeckt zu werden!» Sie freute sich, dass es gelungen sei, mit neuen Angeboten der Weltöffentlichkeit einen Blick auf dieses Juwel zu gewähren.

Schliesslich bestätigte Manfred Trütsch von der Ria & Arthur Dietschweiler Stiftung, dass sich die Stiftung auch in den nächsten zehn Jahren weiter für den Stiftsbezirk so einsetzen werde, dass der nun entstandene neue Elan weiter gehe und nicht abreisse.

Der berühmte St. Galler Klosterplan aus dem 9. Jahrhundert wurde damit erstmals im Original der Öffentlichkeit gezeigt. Das Exponat erhielt einen eigenen Ausstellungsraum am Klosterhof.

Wer einen Blick darauf werfen wollte, musste laut den Organisatoren rund eine Stunde Wartezeit in Kauf nehmen.

Und anschliessend sollte man dann seine ganze Konzentration nur auf das Exponat werfen. Denn die Zeit eilt.

Das 112 auf 77,5 Zentimeter grosse Pergament mit der frühesten Darstellung eines Klosterbezirks aus dem Mittelalter kann nach einer einführenden Multimediaschau in einem abgedunkelten Raum im Original betrachtet werden, aber jeweils nur für 20 Sekunden, denn das Dokument darf nicht zu stark dem Licht ausgesetzt werden.

Klosterplan Stiftsbezirk Stiftsbezirk
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

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