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Kritische Fragen und Aussagen zum CO2-Gesetz

Emotionen, Angst und Hysterie statt konstruktiver Information

Der Klimawandel beherrscht die Schlagzeilen. Aber wie wahrheitsgetreu und stichhaltig sind die Informationen, die man uns vermittelt? Und was kann das CO2-Gesetz, über das wir abstimmen, wirklich bewirken? – Ein Gastbeitrag von Professor Arturo Romer.

Arturo Romer am 19. Mai 2021

Als emeritierter Wissenschafter verfolge ich mit Interesse und Besorgnis die Diskussionen zum neuen CO2-Gesetz. Die Wissenschaft muss der Wahrheit dienen. Ich befasse mich wissenschaftlich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Treibhauseffekt im Allgemeinen und mit dem Klimawandel im Besonderen. Die Massmedien berichten täglich und leider oft sehr widersprüchlich über die Problematik des Klimawandels. Die objektive, ehrliche und konstruktive Information fehlt allzu oft. Den Vorrang haben leider die Emotionen, das Angst schüren, die Ideologien, die Verunsicherung, die Hysterie und umgekehrt oft auch die Skepsis.

Gestatten Sie mir bitte einige Aussagen:

1. Die Summe «Covid-Krise + CO2-Gesetz» trifft die Familien und die Wirtschaft sehr hart. Die Heilung der «Wunden» wird Jahre dauern.

2. Die Schweiz ist seit vielen Jahren weltweit ein Beispiel in der Klimawissenschaft, in der Klimawandel-Forschung und in der Bekämpfung des Klimawandels. Wir verfügen schon längstens über sehr strenge Gesetze. Und wir Schweizer haben grossen Respekt für die Umwelt: individuell, kommunal, kantonal und national.

3. Das vorliegende neue CO2-Gesetz ist ohne Zweifel zu teuer (210 CHF/t CO2)! Ich nenne dies pure Abzockerei. Kein Land auf diesem Planeten hat einen derart hohen Ansatz. In der EU waren es bis vor sehr kurzer Zeit nur wenige Euro pro Tonne CO2.

4. Klimatisch wird dieses CO2-Gesetz komplett ineffizient sein. Die Reduktion der weltweiten CO2-Konzentration aufgrund des neuen schweizerischen CO2-Gesetzes wird physikalisch praktisch nicht messbar sein.

5. Heute beträgt die CO2-Konzentration der Atmosphäre zirka 412 ppmv. Im Jahre 2030 werden es zirka 422-427 ppmv sein, im Jahre 2050 werden es zirka 440-450 ppmv sein. In dieser Schätzung der Zunahme der CO2-Konzentration habe ich dem Pariser Klimaabkommen sehr optimistisch Rechnung getragen. Die weltweite atmosphärische CO2-Konzentration wird also trotz aller guten Absichten und aller positiven Abkommen noch lange Zeit zunehmen. Das ist Physik! Man kann das heutige Welt-Energiesystem leider nicht von heute auf morgen total verändern.

6. Mit dem Schmelzen der Gletscher wird absichtlich Desinformation gemacht. Die Gletscher schmelzen seit dem Ende der «kleinen Eiszeit». Ohne Zweifel hat die Menschheit ganz besonders während der letzten 150 Jahre durch hohe Treibhausgasemissionen (speziell CO2) das Schmelzen der Gletscher beschleunigt. Die Gletscher werden weiter schmelzen, trotz Pariser Klimaabkommen. Bis Ende Jahrhundert werden auch unsere Gletscher praktisch alle geschmolzen sein, trotz Pariser Klimaabkommen. Das neue CO2-Gesetz hat praktisch keinen messbaren Einfluss auf das Wachsen oder Schmelzen unserer Gletscher.

7. Seit dem Beginn des industriellen Zeitalters hat die mittlere Temperatur unseres Planeten um 1 Grad Celsius zugenommen. In der Schweiz hat die mittlere Temperatur um 2 Grad Celsius zugenommen. Sind wir wirklich grössere «Klimasünder» als die übrige Welt? Nein! Ganz im Gegenteil! Die höhere Temperatur in der Schweiz hat präzise Ursachen: Alpenland im Herzen Europas; fern von den Weltmeeren, usw.

8. Heute leben auf unserem Planeten zirka 7.8 Milliarden Menschen. Im Jahre 2050 werden es zirka 9.75 Milliarden sein! Auch die Menschen vom Jahre 2050 brauchen Energie! Ohne Energie gibt es keine Lebenswürde und keine Lebensqualität!

9. Es wurde vor wenigen Tagen in der Presse behauptet, dass dieses neue CO2-Gesetz einen grossen positiven Einfluss auf die Gesundheit unseres Volkes habe (die Behauptung: eine Einsparung von jährlich 600 Millionen Franken). Das ist nicht seriös. Es ist nicht wahr. Sollte tatsächlich eine Korrelation zwischen der CO2-Konzentration und der Gesundheit bestehen, so würden die schweizerischen Gesundheits-Kosten aufgrund der weltweit noch sehr stark wachsenden CO2-Konzentration sogar zunehmen. Wie schon gesagt, unser neues CO2-Gesetz hat praktisch keinen messbaren Einfluss auf die CO2-Konzentration der Atmosphäre und somit auch nicht auf die Gesundheit unserer Bevölkerung.

10. Den Klimawandel bekämpft man durch CO2-Reduktion und durch Anpassung. Für die Schweiz wird die Anpassung sehr wichtig sein. Mindestens 99.9% unserer Klima-Probleme werden durch das Ausland verursacht!

11. Es hat keinen Sinn, unsere Zukunft auf Abzockerei und Subventionen zu konstruieren! Es braucht marktwirtschaftliche Prinzipien und Kriterien, selbstverständlich mit gebührender Rücksicht auf die Umwelt.

12. Wir müssen in die Ausbildung, in die Bildung, in die Forschung, in die Effizienz und in die Innovation investieren. Nur so werden Sie und Ihre Nachkommen auch in der Zukunft einen guten und sicheren Arbeitsplatz haben. Auf diese Weise werden wir den Klimawandel viel wirksamer bekämpfen. Und unser kleines Land kann der Welt sehr vieles bieten: wissenschaftlich, technisch, strategisch und organisatorisch.

13. Der Klimawandel ist eine Realität, ein planetarisches Problem. Auch die Schweiz muss am Kampf gegen diese Problematik teilnehmen. Und sie tut es! Mit Wissen, Gewissen, Sinn und Mass!

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Arturo Romer

Prof. Dr. Arturo Romer (*1944( absolvierte sein Studium als promovierter theoretischer Physiker an der Universität Freiburg. Nach verschiedenen Stationen habilitierte er sich für das höhere Lehramt und wurde dann an das Liceo cantonale in Locarno berufen, wo er lange Jahre wirkte, zuerst als Mathematik-Professor und in der Folge als Rektor. Im Jahre 1990 ist Arturo Romer in die Energiewirtschaft übergetreten. Von 1996 bis 2015 hielt Professor Romer zahlreiche Gastvorlesungen an vielen inländischen und ausländischen Universitäten.

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