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Kolumne

Gegenwartspolitiker

Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen Jugendlicher an Ostern 2021 in der Stadt St. Gallen haben sich vor allem linke Politiker verstiegen, rasch Verständnis für die Gewaltausbrüche der «Jugend» zu zeigen

Walter Locher am 11. April 2021

Sie fordern lautstark nationale Foren, damit die Jungen endlich mehr Gewicht für ihre Probleme auch auf nationaler Ebene erhielten.

Solche Forderungen sind scheinheilig. Sie bewirtschaften einfach die Gegenwart, ohne sich mit den drängenden Zukunftsproblemen zu befassen. Nicht nur die Jungen, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes zahlt einen hohen Preis für die Bekämpfung der Pandemie. Es ist sicherlich so, dass vor allem auch junge Menschen sich in der derzeitigen unsicheren Situation grosse Sorgen um ihre eigene Zukunft, den Berufseinstieg oder einfach nur die Sicherstellung einer guten Ausbildung machen.

Von linken Kreisen hört man allerdings kein Wort darüber, wie beispielsweise die zukünftig massiv zunehmende Staatsverschuldung reduziert werden soll - ausser vielleicht durch die Forderung nach höheren Steuern für Reiche. Schon vor 15 Jahren hat der Spiegel im Zusammenhang mit der Staatsverschuldung von einer «veruntreuten Zukunft» gesprochen. Diese Veruntreuung trifft vor allem die Jungen.

Linke Kreise verhindern seit Jahren die zukünftige Sanierung der AHV, obwohl man weiss, dass sich deren Finanzierung zunehmend verschlechtert. Seit 2014 decken die laufenden Einnahmen die laufenden Ausgaben nicht mehr. Der AHV-Fonds ist ohne Sanierung im Jahre 2035 aufgebraucht. Wird hier von links auch ein nationales Podium gefordert, damit die Jungen endlich mehr Gewicht erhalten? Sie werden die Fehler linker Gegenwartspolitiker ausbaden müssen.

Im Zusammenhang mit der Energiediskussion wird von links die Frage bewusst ausgeblendet, wie die zunehmend steigende Stromlücke bewältigt werden könnte. Durch den Ausbau der Wasserkraft den Landschaftsschützer mit Verbandbeschwerden verhindern? Durch die Schaffung neuer Kernkraftwerke den linken Umweltschützer verhindern? Stromlücken mit Stromausfällen und zunehmenden Abhängigkeiten von Stromimporten aus dem Ausland werden in der Zukunft vor allem auch die heutigen Jungen belasten. Wird hier von links auch ein nationales Podium gefordert, damit die Jungen in der Sicherstellung der Energieversorgung mehr Gewicht erhalten?

Für Politiker ist es immer attraktiv, Gegenwartsprobleme zu bewirtschaften und Zukunftsprobleme auszublenden. Nachhaltig ist das nicht. Nachhaltigkeit ist aber vor allem auch von jenen Kreisen einzufordern, die diese lautstark immer wieder von anderen einfordern.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Walter Locher

Walter Locher (*1955) ist Rechtsanwalt, St.Galler FDP-Kantonsrat, Präsident HEV Kanton St.Gallen und Präsident IG Engpassbeseitigung.

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