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Wer repräsentiert welche Wähler?

Sitzen Sie indirekt im Bundeshaus? - Hier finden Sie es heraus

Wie gut bilden die 246 Bundesparlamentarier die Schweizer Bevölkerung ab? Entspricht das Besetzung im Bundeshaus der des Landes? Ganz generell gesagt: Nein. Und Sie können jetzt überprüfen, wie viele und welche Parlamentarier Ihren persönlichen Eckdaten entsprechen.

Stefan Millius am 27. August 2019

Nehmen wir mal an, Sie sind 25 Jahre jung, weiblich, haben eine Handwerkerlehre gemacht, wohnen auf dem Land, sind konfessionslos und trotz des jungen Alters geschieden. Dann gibt es im Bundeshaus in Bern mit Garantie niemanden, der Ihrem Profil entspricht und damit Sie in der Bundespolitik vertritt. Sorry.

Aber mir geht es nicht besser. Auch mein Profil findet keine völlige Übereinstimmung mit einem National- oder Ständeratsmitglied. Ein gewisser Fathi Derder, FDP-Nationalrat aus der Waadt, weist als Einziger noch relativ grosse Schnittmengen mit mir auf. Und ich habe den Namen nicht mal gekannt, Schande über mich.

Mit meinem Alter lässt sich noch punkten, das ist im Bundeshaus anständig vertreten. Bei Zivilstand oder Konfession hingegen sacke ich deutlich ab, da gibt es definitiv zu wenige Parlamentarier mit meinem Profil.

Das alles lässt sich derzeit auf der Webseite von Radio SRF 1 ermitteln. Ein Datenjournalist ist der Frage nachgegangen, wie gut das Parlament die Schweizer Bevölkerung abbildet. Und in diesem Zug wurde auch ein kleiner Online-Fragebogen zusammengestellt, in dem man mit wenigen Klicks herausfindet, ob man selbst Repräsentanten in Bern hat oder nicht.

Ein kleiner Tipp: Ältere Herren, die verheiratet sind, ein Studium absolviert haben und einer christlichen Konfession angehören, dürfen sich in Bern gut vertreten fühlen. Das ist nämlich das typische Profil der Bundesparlamentarier. Wie man aber hinlänglich weiss, sind in der Schweiz viele Leute geschieden, konfessionslos und haben eine Berufslehre absolviert. Sie alle sind unterrepräsentiert.

Das ist nicht unbedingt gut. Denn damit fällt im Parlament eine Mehrheit Entscheide, die zum Teil an den Bedürfnissen grosser Bevölkerungsgruppen vorbeigehen. Das zu ändern ist aber nicht ganz einfach. Natürlich kann man sein Wahlverhalten anpassen. Aber dazu müssen auch die entsprechenden Kandidaturen vorliegen. Und der oben beschriebene Modell-Typus eines Parlamentariers ist auch die Gruppe von Leuten, die es am stärksten in die Politik zieht.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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