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Walter Locher

Stadtfeind Auto

Wer derzeit in die oder aus der Stadt St. Gallen mit Auto, Lieferwagen oder Lastwagen gelangen will, braucht starke Nerven.

Walter Locher am 09. Juni 2022

Die Stadt baut gleichzeitig und parallel zur Autobahnsanierung des Bundes ihre wichtigste innerstädtische Hauptverkehrsachse, die Zürcherstrasse, zurück. Ein Schildbürgerstreich. Das Verkehrschaos ist vorprogrammiert. Die städtischen Verkehrsplaner setzen mit dieser gleichzeitigen Sanierung offensichtlich willentlich alles daran, die Erreichbarkeit der Stadt massiv zu stören und zu reduzieren.

Die nach 35 Jahren dringend erforderliche Sanierung der A1 mit Rosenbergtunnel ist durch den Bund endlich in Angriff genommen worden. Das ist gut so, führt aber bereits zu einer starken Reduktion der Verkehrsleistung dieser für die Region und die Stadt St. Gallen wichtigsten Verkehrsader. Bereits heute ist 85 % des Verkehrs auf der Autobahn Ziel- und Quellverkehr der Stadt.

Aber eben nicht genug damit: die Stadt baut derzeit auch noch die einzige Kantonsstrasse im Westteil, die Zürcherstrasse, um. Sie soll in eine eigentliche Landstrasse umgewandelt werden.

Statt diese Arbeiten gestaffelt durchzuführen, werden sie parallel ausgeführt. Wer die Stadt erreichen will, steht damit täglich im Stau. Die dahinter stehende Verkehrs- und Bauplanung ist offenkundig gewollt. Der Automobilist soll zur Benutzung des öV gezwungen werden. In der Planung ist aber nicht bedacht worden, dass der öV in der Stadt St. Gallen in wesentlichen Teilen ebenfalls strassengebunden ist und damit an der gleichen Verkehrsbehinderung leidet. Zudem behindert diese Gleichzeitigkeit der Sanierung auch die Erreichbarkeit der Stadt für den Gütverkehr.

Aus allen Fahrzeugen (Auto, Bus, Last- und Lieferwagen) werden damit Stehzeuge.

Glücklicherweise sind bis heute Rettungsfahrzeuge (Polizei, Feuerwehr und Sanität) noch nicht stärker behindert worden. Bereits bei einem geringfügigen Stau können sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen und verlieren wertvollste Zeit.

Stadträume und Verkehr gehören zusammen. Die städtische Politik, die den gleichzeitigen Rückbau der Zürcherstrasse zu verantworten hat, negiert diesen Grundsatz. Sie ist rein ideologischer Natur.

Leidtragende dieser Politik sind die Erreichbarkeit und damit die Attraktivität der Stadt St. Gallen.

Derzeit ist das Auto in linken und grünen Kreisen und in Teilen der Stadtverwaltung der Hauptfeind.

Wie lange noch?

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Walter Locher

Walter Locher (*1955) ist Rechtsanwalt, St.Galler FDP-Kantonsrat, Präsident HEV Kanton St.Gallen und Präsident IG Engpassbeseitigung.

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