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«Artonomie»

Riklin-Brüder installieren AG als Skulptur im Wirtschaftsraum

Die St.Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin schlagen wieder zu - dieses Mal in Zürich. Unter dem von ihnen kreierten Begriff «Artonomie» trifft die Kunst auf die Wirtschaft. Und das im Kleid einer real existierenden Aktiengesellschaft. Der Startschuss fällt auf dem Dach eines Parkhauses.

Die Ostschweiz am 20. November 2018

Die Kunst der Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin ausserhalb des ordentlichen Kunstbetriebs macht Ernst: Gemeinsam mit dem Unternehmer Florian Wieser stellen sie die Skulptur «Artonomie AG» in Form einer realen Aktiengesellschaft in den Alltag der Wirtschaft – mit der Idee, das System des Wirtschaftens mit Kunst zu stören und zu unüblichem Denken und Handeln anzustiften.

Am Mittwoch, 21. November 2018, um 11 Uhr, rufen die Riklins mit Wieser per Megaphon den Zweck der Artonomie AG in alle Himmelsrichtungen in die Wirtschaftswelt hinaus. Die Performance findet auf dem obersten Deck des Pfingstweid-Parkhauses in Zürich statt.

Mit der Aktiengesellschaft Artonomie AG wollen die Riklins gemeinsam mit Florian Wieser die Wirtschaft subversiv herausfordern. Und das mit dem Selbstverständnis der Kunst – als Kunst: radikal, kompromisslos und mit klarer Haltung für das unübliche Denken und Handeln. «Wir brechen in Systeme ein, damit Andere aus ihren gewohnten Denkmustern ausbrechen können“» so die Riklins. Wieser ergänzt: «Das Alleinstellungsmerkmal, der USP, des 21. Jahrhunderts für Unternehmen ist die klare Haltung.»

Kunst schafft neues Handeln

Das bekannteste Kunstwerk der Riklin-Brüder innerhalb der artonomischen Idee ist «Fliegen retten in Deppendorf» (2012). Eine Langzeitperformance des deutschen Unternehmers Hans-Dietrich Reckhaus (Statement), der durch die konzeptuelle Strategie der riklinschen Kunst einen radikalen Unternehmenswandel vollzog und vom Insektenkiller zum Insektenretter wurde.

Zur Zeit drängt Reckhaus seinen eigenen Markt aktiv zurück, warnt vor seinen Giften und plädiert zur Transformation der Biozidbranche. Aus Kunst wurde Ernst. Durch diese Arbeit entdeckten die Riklins 2012 das artonomische Handlungsfeld und schufen die Bezeichnung «Artonomie». Ein Kofferwort zwischen «Art» und «Ökonomi»“, worin Unternehmer aus der Wirtschaft zu Performern einer künstlerischen Vision werden.

Riklin

Gruppenbild mit zwei Konzeptkünstlern und einem Unternehmer. (Bild: Claudio Baeggli)

Das Wesen der Kunst regiert

Ohne Bereitschaft für selbstkritisches Reflektieren und Hinterfragen des eigenen Systems entsteht keine Artonomie. «Dank der Philosophie der Artonomie konnte ich meine eigene Transformation pushen und meinen Bruch mit der Marketing-Branche vorantreiben», erklärt Florian Wieser, seit 20 Jahren in der Marketing- und Kommunikationsbranche tätig und nun CEO der Artonomie AG.

Artonomische Kollaborationen seien subversiv, unüblich, direkt und radikal transparent. Artonomie ist eine Haltung, keine Dienstleistung. Der «Kunde» ist Komplize und der Inhalt König. «Das Wesen der Kunst regiert. Sie kommt vor der Ökonomie, gibt die Spur vor, ist rebellisch. Ansonsten würde sich die Kunst instrumentalisieren lassen», so die Riklins.

Systemstörung durch Entbildung

Gerade in einer Zeit, in der sich alles zu verändern scheint, sei eine Systemstörung notwendig, um neue Wirklichkeiten kreieren zu können, so das Dreiergespann unisono. So plädieren sie auch für neue Studienfächer an Universitäten und Fachhochschulen, die das unübliche Denken und Handeln in Form von «Entbildungs»-Programmen lehren. Eine erste Fachhochschule hat bereits Interesse bekundet.

Auch träumen die Riklins und Wieser von einem «Master of Unusual Studies in Society», in welchem kindliches Agieren festgefahrene Systemstrukturen aufbricht und mittels kritisch-ethischem Hinterfragen die Wirtschaft mit künstlerischen Experimenten nachhaltig beeinflusst. Unübliches Denken und Handeln als «vorsätzlicher Systemfehler» provoziert «Rückfälle in die Kindheit» Diese Haltung ermöglicht Gedanken und Fantasien für neue Wirklichkeiten. Eine Voraussetzung der artonomischen Zusammenarbeit – für ein anderes Wirtschaften.

Riklin

Artonomie AG als Skulptur im Wirtschaftsraum. (Bild: Claudio Baeggli)

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

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