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Wattwil statt Wil

Toggenburger Gruppierung fordert: Spital Wil soll geschlossen werden

«Spital Wattwil erhalten, Spital Wil schliessen.» Dies ist die neuste Forderung rund um die Standortdebatte. Sie kommt nicht unterwartet aus dem Toggenburg. An vorderster Front kämpft SVP-Kantonsrat Ivan Louis aus Nesslau für das Anliegen. Die Regierung wird einmal mehr scharf kritisiert.

Marcel Baumgartner am 11. Januar 2020

Die Ausgangslage ist für die Köpfe hinter dem Aufruf «Spital Wattwil erhalten, Spital Wil schliessen» klar. Aufgrund der stetig steigenden Kosten im Gesundheitswesen, der rasanten Spezialisierung in diversen Bereichen der Medizin und vor allem der «massiven Fehlplanung» der letzten Jahre sei dringender Handlungsbedarf im St. Galler Spitalwesen angezeigt. Es sei klar, dass Massnahmen ergriffen werden müssen. Die Stossrichtung der Strategie «4plus5» der Regierung sei nicht grundsätzlich falsch, jedoch berücksichtige sie die Anliegen der ländlichen Bevölkerung zu wenig.

Und damit ist hier in erster Linie das Toggenburg gemeint. Dort kämpft man nach wie vor um den Spitalstandort Wattwil.

Bis zum 20. Dezember lief ein Vernehmlassungsverfahren zu dieser zukünftigen Spitalstrategie im Kanton St. Gallen. Zahlreiche Organisationen, Parteien und Privatpersonen haben am Vernehmlassungsverfahren teilgenommen. Nun sollten die Ergebnisse ausgewertet werden und in die überarbeitete Spitalvorlage einfliessen.

«Am 10. Januar wurde aber bekannt, dass die Regierung insgeheim bereits anderweitig Tatsachen schafft für den Standort Wattwil. Das Toggenburg und die Landbevölkerung generell sollte mit dem Vernehmlassungsverfahren offensichtlich nur hingehalten werden, während in den Hinterzimmern bereits Dinge beschlossen werden, die einen Weiterbetrieb des Spitals in Wattwil verunmöglichen», ist auf der Webseite www.wattwil-erhalten.ch zu lesen.

Weiter führt die Gruppierung auf: «Die Regierung wollte zudem aus abstimmungstaktischen Gründen den Spitalstandort Wil niemals zur Diskussion bringen. Mit einer Betrachtung über die Kantonsgrenzen hinaus ist das aber notwendig: Die Spitäler Frauenfeld, Winterthur, Herisau und St. Gallen decken das Einzugsgebiet des Spitals Wil bestens ab. Ohne Spital Wattwil kann der Kanton St. Gallen aber im Toggenburg keine genügende Gesundheitsversorgung garantieren. Aufgrund dieser Ausgangslage fühlen wir uns zu drastischen Forderungen gezwungen. Die Strategie ,4plus5’ ist notwendig und grundsätzlich richtig, nur muss das Spital Wattwil erhalten bleiben, nicht das Spital Wil.»

SVP-Kantonsrat Ivan Louis ist eine der treibenden Kräfte hinter der Aktion. «Nachdem die Regierung offensichtlich die Ergebnisse der Vernehmlassung zur Spitalstrategie ignoriert, sahen wir uns gezwungen, zu handeln», erklärt er gegenüber «Die Ostschweiz».

Konkret lauten die Forderungen an die Regierung von Seiten der Gruppierung wie folgt:

• Wir fordern die Regierung auf, die Vernehmlassungsantworten zu ihrer Spitalstrategie seriös zu bearbeiten. Zahlreiche Vernehmlassungsantworten haben gefordert, dass in Wattwil weiterhin ein Spital betrieben wird und stattdessen der Standort Wil aufgelöst bzw. in ein Gesundheits- und Notfallzentrum (GNZ) umgewandelt wird.

• Wir fordern deshalb die Regierung auf, dem Kantonsrat eine Variante der Spitalstrategie zu unterbreiten, bei welcher der Standort Wattwil weiterhin als Spital betrieben wird, der Standort Wil aber nicht mehr weiter als Spital genutzt wird.

• Eine Veräusserung des Spitals Flawil soll unter diesen Umständen neu geprüft werden.

Louis, Ivan

Ivan Louis, SVP-Kantonsrat St.Gallen.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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