Das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons Thurgau blickt auf ambivalente 100 Jahre zurück.
100 Jahre, die geprägt waren von Hochkonjunktur, Geld- segen, Welthandel – aber auch von Wirtschaftskrisen, Währungsschwankungen, Arbeitslosigkeit, Streiks sowie von Kriegswirren und politischen Machtkämpfen. Damit auch die unrühmlichen Seiten des Thurgaus nicht in Vergessenheit gera- ten, stellte das AWA im Rahmen einer Vernissage im Saurer Depot Arbon das kritische Buch «Spuren der Arbeit» ins Zentrum seiner Jubiläums-Veranstaltung.
Die gewählte Location des Jubiläumsanlasses hätte nicht passender sein können für die Präsentation des AWA-Jubiläumsbuches und den historischen Rückblick auf die Arbeit im Thurgau. Die frühere Heine Stickindustrie und spätere Saurer Werkhalle verkörpert sinnbildlich die Spuren der Arbeit. Dass die vielzitierte heile Welt von früher nicht übereinstimmt mit den recherchierten Fakten des Buchautors Stefan Keller, ist dank dem Buchprojekt des AWA in beeindruckenden Geschichten festgehalten.
Kein Vorreiterkanton
Dabei wird auch klar, dass der Kanton Thurgau vor 100 Jahren punkto Verantwortung und Solidarität gegenüber arbeitslosen Mitmenschen alles andere als Vorreiter war. AWA-Amtsleiter Daniel Wessner meint dazu: «Trotz hoher Arbeitslosigkeit nach dem 1. Weltkrieg und grosser Verzweiflung in der Bevölkerung weigerten sich die Thurgauer Politiker, ein Arbeitsamt zu errichten. Sie erachteten es nicht als Aufgabe den Staates, Arbeitslose zu unterstützen.»
Regierungspräsident Walter Schönholzer ergänzt: «Im Gegensatz zu heute - wo das Thurgauer AWA im schweizweiten Vergleich punkto Effizienz und Wirkung zu den Spitzenreitern gehört – musste der Thurgau vor 100 Jahren per Bundesbeschluss zur Gründung eines kantonalen Arbeitsamtes gezwungen werden.»
Aufwändige Recherchen
Insofern hat sich der Thurgau positiv weiterentwickelt. Damit aber die weniger rühmlichen Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte nicht in Vergessenheit geraten, beauftragte das AWA vor sieben Jahren den Historiker und Autor Dr. Stefan Keller mit dem nun vor- liegenden historischen Buchprojekt «Spuren der Arbeit – von der Manufaktur zur Serverfarm». Dass das Jubiläumsbuch nicht nur im Thurgau, sondern in der ganzen Deutschschweiz auf Interesse stösst, zeigt die Tatsache, dass die 1. Auflage des Buches bereits vergriffen ist.
Daniel Wessner ist erstaunt: «Ich wusste zwar, dass wir mit Stefan Keller einen erfolgreichen Autor und erfahrenen Historiker engagiert hatten – aber dass schon vor der Buchvernissage und den geplanten Lesungen alle 900 Bücher verkauft sind, hat mich doch sehr überrascht.» Die zweite Auflage des historischen Buches soll gemäss Sarah Wendle, Geschäftsleiterin des Rotpunktverlages, demnächst in den Buchhandlungen verfügbar sein.
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