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Gastbeitrag

100'000 Franken mehr in der Säule 3a mit der richtigen Anlagestrategie

Die Renten aus der Pensionskasse sinken, und auch die AHV steht vor demografischen Herausforderungen. Die private Vorsorge wird daher immer wichtiger. Doch wie kann man sich fürs Alter finanziell besser absichern?

Marco Eberle am 16. Juli 2024

Die Altersvorsorge in der Schweiz: Eine wachsende Sorge

Die Altersvorsorge gehört seit Jahren zu den grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung. Die Zustimmung des Stimmvolks zur 13. AHV-Rente im März 2024 wird daran kaum etwas ändern. Der demografische Wandel bleibt ein zentrales Thema.

Weniger Erwerbstätige pro Rentner

Das Schweizer Vorsorgesystem basiert seit bald 40 Jahren auf den drei Säulen AHV, berufliche Vorsorge (Pensionskassen) und private Vorsorge (Säule 3a und 3b). Seit der Einführung der beruflichen Vorsorge und der Säule 3a im Jahr 1985 hat sich die Lebenserwartung erheblich erhöht: Männer leben heute im Durchschnitt neun Jahre länger, Frauen etwa sechs Jahre. Gleichzeitig ist die Geburtenrate von 1,9 auf 1,5 Kinder pro Frau gesunken. Dies bedeutet, dass die Zahl der Erwerbstätigen weiter abnimmt, während die Zahl der Rentner steigt. In den vergangenen 20 Jahren sind die erwarteten Renten deutlich gesunken. Besonders herausfordernd ist der bevorstehende Ruhestand der Babyboomer der 1950er- und 1960er-Jahre. Daher gewinnt die private Vorsorge immer mehr an Bedeutung.

Immer mehr Schweizer sorgen mit der Säule 3a fürs Alter vor

Die Säule 3a als Instrument der privaten Altersvorsorge ist in der Schweiz äusserst beliebt. Eine repräsentative Umfrage von Comparis aus dem Jahr 2022 zeigt, dass fast 70% der Schweizerinnen und Schweizer die steuerlich begünstigte private Vorsorge nutzen. Erwerbstätige können pro Jahr maximal 7056 Franken steuerbegünstigt in die Säule 3a einzahlen, Selbstständige bis zu 35'750 Franken oder 20 Prozent des Erwerbseinkommens.

3a-Konti als Verlustgeschäft

Der Markt für Vorsorgelösungen der dritten Säule ist gigantisch. Rund 140 Milliarden Franken schlummern hier – meist noch auf 3a-Konten, die kaum Rendite abwerfen. Dies zeigen Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen BSV aus dem Jahre 2022. Früher waren 3a-Konten aufgrund attraktiver Zinsen eine Alternative zu Wertschriftenlösungen. In den letzten Jahren sind die Zinsen jedoch stark gefallen, und die Teuerung übersteigt aktuell die Zinssätze, was zu einem Verlustgeschäft führt.

Klassische Versicherer und etablierte Banken dominieren den Markt. Knapp zwei Drittel oder rund 90 Milliarden Franken der 3a-Vermögen liegen bei Banken. Nur rund ein Drittel dieser Vermögen sind in Wertschriftenanlagen bzw. Anlagefonds investiert. Aus den Ein- und Auszahlungsdaten des BSV geht auch hervor, dass Frauen im Durchschnitt vorsichtiger in ihren Anlageentscheidungen sind und darum weniger risikobehaftete Anlageformen bevorzugen, was ebenfalls zu geringeren Investitionen in Wertschriften führen kann.

Versicherungspolicen, die aus einem Spar- und einem Versicherungsteil bestehen, sind ebenfalls beliebt. Eine Untersuchung des VZ VermögensZentrum hat ergeben, dass 43 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen diese Form nutzen.

Optimierung der privaten Vorsorge

Die erwähnten Studien zeigen, dass die Möglichkeiten der privaten Vorsorge oft nur teilweise genutzt werden. Eine Möglichkeit zur Optimierung besteht darin, mehrere 3a-Konti oder Wertschriftendepots zu eröffnen, um das Geld gestaffelt auszahlen zu lassen und Steuern zu sparen.

Richtig investieren ist entscheidend

Aufgrund der Langfristigkeit der Gelder in der Säule 3a eignen sich diese hervorragend, um (richtig) angelegt zu werden. Die Auswahl und die zu erwartende Rendite der einzelnen Lösungen sind jedoch entscheidend. Nach wie vor wenig verbreitet sind Wertschriftenlösungen. Dies kommt überraschend, weil auch über das Alter 50 der Anlagehorizont für Wertschriftenanlagen noch genügend lang ist. Wer in der privaten Vorsorge auf Aktien setzt, setzt in der Regel auf eine moderate Quote. Die Möglichkeit, 75 oder gar 100 Prozent des 3a-Vermögens in Aktien anzulegen und damit von einer langfristig höheren Rendite zu profitieren, nutzen nur wenige. Viele Banken und Versicherungen bieten Vorsorgefonds an, die eine gemischte Anlagestruktur aufweisen und auf festverzinsliche Wertpapiere ausgerichtet sind. Aufgrund der tiefen Zinsen resultiert hier nach Kosten nicht selten ein negatives Ergebnis für den Anleger.

Wer gemäss einer Studie der Banque Pictet seine Vorsorgegelder in den Schweizer Aktienmarkt investiert hätte, wurde in den vergangenen fast 100 Jahren mit einer jährlichen nominalen Rendite von 7,7% entschädigt, nach Abzug der Teuerung lag diese immer noch bei 5,6%. Mit einem Anlagehorizont von 13 Jahren und darüber wurde übrigens nie ein Verlust erzielt am Schweizer Aktienmarkt.

Unterschätzen Sie nicht den Zinseszins-Effekt

Die Erfahrung zeigt, dass viele Anleger die Magie des Zinseszinses unterschätzen. Schon kleine Unterschiede bei der Rendite und den Kosten können am Schluss einen enormen Unterschied ausmachen. Als Beispiel zahlen wir jährlich 7’000 CHF pro Jahr (Maximalbetrag liegt 2024 bei CHF 7’056) in die Säule 3a ein, dies für 20 Jahre. Bei einer Verzinsung von 2% erhalten wir nach 20 Jahren rund 173’000 CHF. Bei 5% sind es rund 243’000 CHF, und bei einer Rendite von 7% sind wir nach 20 Jahren um rund 307’000 CHF reicher.

Fazit

Die private Vorsorge gewinnt zunehmend an Bedeutung, doch zeigen Untersuchungen und eigene Erfahrungen, dass viele Menschen die Möglichkeiten der dritten Säule noch nicht voll ausschöpfen. Besonders für jüngere Generationen ist es wichtig, aus diesen Erkenntnissen zu lernen und ihre private Vorsorge zu optimieren. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die finanzielle Lage von AHV und Pensionskassen bis zu ihrer Pensionierung so stark verbessert, dass diese Renten ausreichen, um den Lebensstandard im Alter zu sichern. Daher ist es umso wichtiger, rechtzeitig Massnahmen zu ergreifen und die private Vorsorge zu stärken. Gerade in der Säule 3a ist es ratsam, sich intensiv Gedanken zur Auswahl der Anlagelösung zu machen. Der Zinseszinseffekt hat über die lange Anlagedauer einen enormen Einfluss auf den Endbetrag, den wir bei unserer Pensionierung erwarten dürfen. Eine richtige Entscheidung kann somit schnell zu Unterschieden von mehreren zehntausend von Franken führen.

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Marco Eberle

Marco Eberle ist der Gründer und Geschäftsführer der RichtigAnlegen AG. Er hat einen Master-Abschluss in Financial Consulting und beschäftigt sich seit über 25 Jahren leidenschaftlich mit den Finanzmärkten. Seine Vision und sein Ziel ist es, finanzielle Bildung für jeden einfach, professionell und kostengünstig zugänglich zu machen.

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