Das kleine Tübach ist Spezialist für grosse Kisten. Was bringt der Gemeinde das Kantonal-Schwingfest?
Wenn am Sonntag, 27. Mai, um 8 Uhr das Anschwingen beginnt, dürften rund 5000 Besucherinnen und Besucher auf der Sportwiese Tübach das Spektakel mitverfolgen. Auf diese Zahl hofft zumindest das Organisationskomitee unter der Leitung von Gemeindepräsident Michael Götte. Der Platz, der ansonsten für eher kleinere Anlässe wie etwas Grümpelturniere Verwendung findet, wird mit mehreren Tribünen, Festzelten und Rückzugsmöglichkeiten für die Sportler versehen werden. Bedenken, dass die Infrastruktur für ein kantonale Schwingfest zu kleine ist, hat Götte keine. «Anfangs wurde die Idee, hier mitten im Dorfzentrum unserer 1400-Seelen-Gemeinde einen Anlass dieser Grössenordnung durchzuführen, als ‚wahnsinnig, abgestempelt», so der SVP-Politiker.
Das professionell zusammengestellte OK konnte solche Stimmen aber rasch beruhigen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Tübach in der Vergangenheit schon ähnliche Formate stemmen konnte. So etwa im Jahr 2011, als hier der Start zu einer Etappe der Tour de Suisse erfolgte – auch damals war Götte Teil des Organisationskomitees. Damals machte erstmals eine nationale Grossveranstaltung in Tübach halt.
Und zwei Jahre später lockte auf dem Sportplatz «Kellen» Musiker Herbert Grönemeyer mehrere tausend Fans in die Gemeinde. Götte bezeichnete den Event damals als «Glücksfall»: «Tübach erhält durch das Konzert sehr viel Aufmerksamkeit – ein positiver Werbeeffekt für die Gemeinde.»
Und nun also die Schwingergemeinschaft. Auch hier ist die anvisierte Zahl von 5000 Besucherinnen und Besuchern durchaus realistisch, verfügt diese Sportart doch über eine treue Fan-Base, die sich auch von schlechten Wetterbedingungen nicht abschrecken lässt.
Einen direkten Nutzen hat Tübach von solchen Formaten nicht, jedenfalls nicht, wenn es darum geht, Hotelbetten zu belegen oder auf Tourismusattraktionen mit überregionaler Ausstrahlung hinzuweisen. «Aber», so der Gemeindepräsident, «sie verschaffen uns ein Image als Gemeinde, die in Bewegung ist. Und sie verhelfen dazu, intern wie auch extern eine starke Basis zu erhalten.»
Denn gerade auf die Unterstützung durch die Vereine sei man bei der Durchführung von solchen Anlässen angewiesen. Beim Schwingfest, das mit einem Budget von rund 250'000 Franken realisiert wird, sollen laut Götte rund 450 Helferinnen und Helfer zum Einsatz kommen. Ein guter Teil davon stellt die Gemeinde Tübach selbst. Aber man muss kein grosser Rechenkünstler sein, um zur Erkenntnis zu gelangen, dass man auch auf die Mithilfe der umliegenden Gemeinden und dem Sport nahestehenden Personen angewiesen ist.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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