Am Abend des 3. März ist die Britin Sarah Everard auf dem Weg nach Hause verschwunden. Sieben Tage später wurde ihre Leiche im Wald gefunden. Ein Geschehnis, das eine grosse Welle der Wut und Solidarität auslöste.
Zusammen mit einer Studie aus Grossbritannien, welche aufzeigte, dass 97% der befragten Frauen bereits belästigt worden sind, begannen Frauen von überall auf der Welt ihre eigenen Erlebnisse mit sexueller Belästigung zu teilen. Das Hashtag #97percent-challenge wurde geschaffen.
Leider begannen nun überall auf der Welt Männer mit dem Hashtag#notallmen zu entgegnen. Dieser Trend ist dermassen ignorant und rücksichtslos gegenüber jeder Frau und Person, die bereits Opfer von Belästigungen geworden ist. Jede Frau weiss ganz genau, dass nicht jeder Mann eine Bedrohung ist. Trotzdem ändert das rein gar nichts an der Tatsache, dass sie einem Mann, dem sie auf der Strasse begegnet, nicht ansehen kann, ob jener ihr etwas antut oder nicht. Es ändert nichts daran, dass jede Frau von klein an unzählige verschiedene Regeln lernt, um sich zu schützen. Dass jede Frau, die nachts alleine unterwegs ist, um ihr Leben fürchtet und deshalb Turnschuhe anzieht, falls sie wegrennen muss. Oder, dass sie nur mit den Schlüsseln zwischen den Fingern ein gewisses Gefühl von Sicherheit bekommt.
Es ändert nichts daran, dass jeder Mann eine potenzielle Gefahr darstellt. Es sind also vielleicht #nichtalleMänner, aber definitiv #alleFrauen. Anstatt also den Fokus wieder auf die Unschuld der meisten Männer zu lenken, sollte jeder Mann versuchen, die Frauen zu unterstützen, unser Leben sicherer zu machen und uns einfach einmal zuzuhören. Wie die Aktivistin Jameela Jamil so schön gesagt hat: «Man kann sich nicht von der falschen Seite ausschliessen, wenn man nicht aktiv auf der richtigen Seite kämpft.»
Sarah Roth (*2001) ist Gymnasiastin und wohnt in Diepoldsau.
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