Wir hatten in den vergangenen 18 Monate nicht viel zu lachen. Patti Basler hat ihren Humor trotzdem nicht verloren. Sie erklärt im Interview die heilende Seite des Humors.
Das Jahr 2020 war relativ unlustig, und auch dieses Jahr verläuft nicht viel anders. Wie haben Sie sich Ihren Humor bewahrt?
Je hoffnungsloser und tragischer sich eine Situation zeigt, desto grösser ist auch das Potential für Humor, das ihr innewohnt. Das kennt man vom britischen Humor: Selbst im Anblick des Todes pfeifen die Gekreuzigten ein Liedchen und besingen die schönen Seiten des Lebens. Humor ist die beste Bewältigungsstrategie, da er Distanz, Gelassenheit und Heiterkeit schafft.
Gerade Künstler waren und sind hart von der Krise betroffen. Mit welchen Gefühlen stehen Sie am Networkingtag auf der Bühne?
Wie sagte meine Kollegin Hazel Brugger einst so schön: Als Schweizerin hat man keine Gefühle. Als Schweizerin hat man Geld. Und da mich eine Gage erwartet, freue ich mich wie auf fast alle meine Auftritte. Tatsächlich hatte ich auch grosses Glück und konnte immer arbeiten. Die Bühne hat mir allerdings gefehlt.
Das diesjährige Thema steht unter dem Titel «Wie viel Erde braucht der Mensch». Wir leben auf grossem Fuss. Wie ernst nehmen Sie das Thema Umweltschutz?
Auch ich lebe auf viel zu grossem Fuss (Konkret: Schuhgrösse 43 und ökologischer Abdruck von 1, 5 Erden). Ausser der persönlichen Gesundheit gibt es wohl kein Thema, das man aus rein egoistischen Gründen ernster nehmen muss. Der Erde selbst ist es nämlich egal, ob wir unsere Lebensgrundlage zerstören. Die hat schon andere Krisen überlebt.
Sie beschreiben sich selber als relativ angstfreien Menschen. Wie stark beschäftigen Sie solche Themen?
Angstfrei heisst ja nicht, dass man keine begründeten Befürchtungen hegt. Die Befürchtung, dass kommende Generationen sich keinen solch verschwenderischen Lebensstil mehr leisten können, scheint mir angebracht.
Pandemie, Umweltverschmutzung, aber auch WC-Papierhamsterkäufe und Maskendebakel – wie schwierig ist die Gratwanderung, solche Themen von einer witzigen Seite her zu beleuchten?
Mich interessieren humortechnisch ja vor allem die politischen Zusammenhänge, nicht die WC-Papier-Hamsterkäufe. Natürlich habe ich die in einem Nebensatz auch einmal erwähnt. Als aber die Verunsicherung am grössten war, wollte ich nicht durch Satire zusätzlich verunsichern, sondern habe offene Briefe publiziert, mit der heilenden Seite des Humors: der gelassenen Heiterkeit.
Und wie viele Rückmeldungen dazu erhalten Sie jeweils?
Direkte Rückmeldungen nehme ich zur Kenntnis, die meisten beantworte ich sogar, wenn ich Zeit habe. Ungerechtfertigte Angriffe fordern mich heraus, sie zu parieren. Begründete Kritik bringt mich weiter, Lob freut mich. Wie im analogen Leben.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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