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Serie | Meilensteine & Schicksalsschläge

Auf der Bühne mit Kuno Schedler – Sanggaller Country aus dem Elfenbeinturm

Wer hätte das gedacht: Der HSG-Professor Kuno Schedler spielte einst als Supporting Act bei zwei Konzerten der italienischen Rockerin Gianna Nannini. Und er ist Mitvater des legendären HSG-Songs und biologischer Vater der Swiss Music Award Gewinnerin Joya Marleen.

Michel Bossart am 08. Mai 2023

Im «wahren» Leben ist Kuno Schedler Professor an der HSG, wo er das Institut für Systemisches Management und Public Governance leitet. Seine Studierenden dürften allerdings wissen, dass Schedler nicht nur die Systeme guten und schlechten Managements versteht, sondern auch ein leidenschaftlicher Musiker ist. Mit der Professorenband «B110» – sie bestand bis 2016 – feierte er einen seiner grössten Erfolge als Musiker: Am 27. Februar 2012 wurde der HSG-Song getauft und bis dato wurde er auf Youtube über 100'000 Mal angeklickt. Schedler erinnert sich: «Es war an einer Sommergrillparty, als wir zu Dritt die Idee hatten, einen HSG-Song zu machen.»

So spontan war sein erster Versuch, als Musiker durchzustarten, nicht ganz: Ab der 5. Kasse besuchte Schedler nämlich den klassischen Gitarrenunterricht («Es war der Horror!»), kriegte von einem Cousin eine Blues- und Westerngitarre ausgeliehen («Darum habe ich die Freude an der Musik behalten») und nahm mit 16 sein erstes Album auf Kassette auf. Schedler lacht: «Das waren so pubertierende Teenager-Songs, die ich – ausser drei oder vier Stück – später nie mehr spielte.»

Kuno Schedler

Musikalischer Leichtsinn

Doch auch seine Teenagerzeit war geprägt von einem musikkarrieretechnischen Höhepunkt: Als 17-Jähriger war er zweimal Supporting Act und spielte vor Gianna Nanninis Konzerten in Winterthur und Schaan. «Ich stand allein mit meiner Gitarre auf der Bühne und spielte Westernsongs», erinnert er sich und wundert sich noch heute über den Mut, den er damals hatte. «Oder den Leichtsinn», fügt er lachend an.

Diese musikalische Leichtigkeit steht, im positiven Sinne, sinnbildlich für die Familie Schedler, in der die ganze Familie in irgendeiner Art und Weise musiziert. «Meinen Kindern habe ich immer gesagt: Ihr müsst nichts. Lernt, worauf ihr Lust habt.» Das Rezept ging auf: Aus Joya Marleen (20) ist erfolgreiche Pop-Sängerin geworden, die letztes Jahr drei Swiss Music Awards gewonnen hat und Maurus (21) gewann 2022 mit seiner Band UNLSH den BandXOst Wettbewerb. Über den grossen Erfolg seiner Kinder freut er sich aufrichtig: «Wir alle sind stolz auf sie.» Hätte er als junger Mensch auch gerne einen solchen (musikalischen) Erfolg für sich verbuchen wollen? Schedler überlegt und sagt: «Das hätte ich mir nicht zugetraut. Mir fehlte Joyas Professionalität, Ehrgeiz und Biss.»

Wenn zu Hause gerade niemand irgendwelche Demotapes abspielt, um das ehrliche Feedback der familieninternen Kritikrunde entgegenzunehmen, hört Schedler am liebsten Country-Musik und im Auto SRF3. Ob er sich selbst aber als Rock- oder Countrymusiker definiert, da lässt sich Schedler nicht festlegen: «Zu meiner Stimme passt der Rock der 70- und 80er Jahre. Ich selbst sag immer, dass mein Stil sich am besten mit «Sanggaller Country» umschreiben lässt.» Wichtig ist ihm, Songs auf Schweizerdeutsch zu schreiben («Wenn ich Hochdeutsch singe, kling ich wie ein Schweizer; wenn Englisch, dann wie ein Deutscher»). Es ist der Sprachwitz, der ihm auf Schweizerdeutsch gut gelingt und auf den er in seinen Texten viel Wert legt.

Hauptsache Musik

Gibt es neben den (musikalischen) Meilensteinen in Schedlers Leben auch (musikalische) Misserfolge? Der HSG-Professor muss nicht lange überlegen: «Ökonomisch gesehen, ist meine Musik ein einziger Misserfolg. Ich verkaufe nichts und meine Songs werden kaum am Radio gespielt. Musik ist für mich immer ein lässiges, aber teures Hobby geblieben.»

Das verbittert ihn aber nicht. Seit 2019 ist Schedler als Ed Blue & The Rootstocks unterwegs und tut das, was er in seiner Freizeit am liebsten tut: Songs schreiben und musizieren.

Die neue LP von Ed Blue & The Rootstocks ist online auf www.edblue.ch bestellbar. Oder persönlich in der Analogbar an der Engelgasse 8 in St. Gallen.

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Nach Kommentar von Stefan Schmid

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Autor/in
Michel Bossart

Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).

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