Kennen Sie Carl Zuckmayer? Ich hatte bis vor kurzem noch nie etwas von dem deutschen Schriftsteller gehört. Und als ich dann seinen «Aufruf zum Leben» las, bemerkte ich, wie genial er eigentlich ist. Oder war. Er ist nämlich 1977 gestorben.
Sein Flugblatt, geschrieben 1942, ruft zum Aufstand gegen Adolf Hitler auf. Während des 2. Weltkrieges publiziert Zuckmayer mutig diese Schrift, allerdings nicht von Deutschland, sondern vom Exil in Vermont aus. Kurz vor der Veröffentlichung hat sich sein guter Freund, der erfolgreiche Schriftsteller Stefan Zweig, das Leben genommen.
Zuckmayer will denn offenen Kampf gegen die Nazis. Doch die Menschen sollen nicht mit Putsch-Versuchen, Bomben und Pistolen angreifen. Nein, man soll mit schlagenden Herzen attackieren.
Im «Aufruf zum Leben» appelliert Zuckmayer an die Menschen, sich unter keinen Umständen das Leben zu nehmen, auch wenn dieser Ausweg aus dem Leiden in der damaligen Situation für viele eine schnelle Erlösung gewesen wäre.
Leben sei Macht, und nur lebend könne man Hitler besiegen.
Dieser Appell, nun schon fast 80 Jahre alt, ist auch heute noch gültig.
Denn was wäre, wenn sich jeder, der sich in einer schwierigen Lage befindet, umbringen würde? Was wäre die Welt? Wer würde die Welt verändern, zum Besseren modifizieren, wenn es niemanden mehr geben würde?
Wir brauchen Menschen. Menschen, die bereit sind, durch Krisen zu gehen. Zu wollen. Und zu kämpfen.
Heute ist Hitler tot, bezwungen, aber viele andere Feinde noch längstens nicht. Klimawandel, Rassismus, Hungersnöte, Obdachlosigkeit, Krieg, Religionskonflikte und noch so viel mehr.
Dies hier ist mein Aufruf zu leben. Mein Aufruf zu handeln.
Lea Tuttlies (*2002) aus Amriswil studiert in Erfurt Internationale Beziehungen.
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