Dieses Bild hat Seltenheitswert: Die knallharte linke Vorzeigefrau Jacqueline Badran, SP-Nationalrätin, reist nach Herisau und kauft beim eher rechten Vorzeigemann David Zuberbühler Wanderschuhe. Und die beiden scheinen sich prächtig zu verstehen.
«Dein Besuch - im besten und schönsten Schuh- und Outdoormarkt im Appenzellerland - hat mich nun besonders gefreut. Ich wünsche dir, liebe Jacqueline Badran, schöne Wanderungen mit deinem neuen Lowa Renegade Wanderschuh!»
Mit diesen Worten bedankt sich der Ausserrhoder SVP-Nationalrat David Zuberbühler bei seiner SP-Amtskollegin Jacqueline Badran aus Zürich. Bei dieser Shoppingtour muss der Charme des Herisauers eine gewichtige Rolle gespielt haben, denn wir nehmen schwer an, dass es Wanderschuhe der Marke Lowa auch in Zürich zu kaufen gibt. Aber nein, Badran - wortgewaltige und hartnäckige Politikerin linksaussen - nahm den Weg an die Alpsteinstrasse in Herisau auf sich, um einzukaufen.
Wieso bitte? Für David Zuberbühler ist die Frage eher seltsam. «Wir haben das mal so abgemacht», sagt er lapidar. Und dass die beiden politisch an entgegengesetzten Enden stehen, habe dabei keine Rolle gespielt: «Ich habe es sehr gut mit ihr, wie eigentlich mit allen im Parlament.» Und Badran sei keineswegs die erste Nationalrätin, die bei ihm Schuhe gekauft habe. Auch wenn es zugegebenermassen einige mehr aus den eigenen politischen Reihen geweesen seien. «Magdalena Martullo-Blocher ist auch schon hier vorbeigefahren und hat sich kurzfristig angemeldet.»
Übrigens war SP-Frau Jacqueline Badran natürlich politisch korrekt unterwegs. Von Zürich aus fuhr sie per Zug nach Gossau, dort wechselte sie aufs Velo mit dem ersten Stopp in Herisau. Sogar ein Abstecher zu Toni Brunner sei noch geplant gewesen, weiss David Zuberbühler, der sei allerdings gerade nicht zuhause gewesen. Also blieb Badran auf ihrer Tour dem Appenzellerland treu.
Nun sei seine Amtskollegin dank dem neuen Wanderschuhe perfekt gerüstet für die nächsten Wanderungen im Alpstein, fügt Zuberbühler hinzu. Bleibt zu hoffen, dass ihr die Parteikollegen den Ausflug ins feindliche Lager nicht übel nehmen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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