Bei Bahnprojekten stand die Ostschweiz lange auf dem Abstellgleis. Nun kommt Bewegung in den Ausbau der Bahninfrastruktur. Die Reisezeiten von St.Gallen Richtung Zürich sowie Richtung München sollen künftig deutlich kürzer werden. Zudem wird im Rheintal der Halbstundentakt eingeführt.
Der unermüdliche Einsatz der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr Ostschweiz (IGöV) sowie der Bundesparlamentarier Paul Rechsteiner und Thomas Ammann trägt Früchte. Gleich einige Bahnprojekte von denen die Ostschweiz profitieren wird, wurden angestossen und werden nun umgesetzt.
Der St.Galler Regierungsrat Bruno Damann zeigte sich an der Hauptversammlung der IGöV im Bahnhofsgebäude in St.Gallen über die Entwicklung erfreut: «Der stetige politische Druck zeigt Wirkung.»
Ständerat Paul Rechsteiner sieht es ähnlich: «Die Förderung der Bahn ist ein Megathema. St.Gallen hat zwar einer der modernsten Bahnhöfe der Schweiz, was die restliche Bahninfrastruktur betrifft hat der Aufholprozess allerdings erst gestartet.»
Ein Projekt, das demnächst realisiert wird, ist der Halbstundentakt für das Rheintal. «Dieser ist zwingend notwendig, um den öffentlichen Verkehr im Rheintal attraktiver zu gestalten», ist Nationalrat Thomas Ammann überzeugt.
Mit der Aufwertung der Bahnanschlüsse sollen Pendler dazu motiviert werden, vom Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Gerade im Rheintal besteht gemäss Paul Rechsteiner grosses Potential: «In keiner anderen Region der Schweiz wird der öffentliche Verkehr prozentual im Vergleich zum Individualverkehr so schlecht genutzt.»
St.Gallen rückt ins Zentrum
Wenn alles planmässig läuft, wird der Halbstundentakt zwischen Chur-St.Gallen-Zürich auf den Fahrplanwechsel 2025 eingeführt. Vorausgesetzt, die dafür nötigen Ausbauten können termingerecht realisiert werden. Damit die Bauarbeiten zügig voranschreiten, plant die SBB im Jahr 2023 während acht Monaten eine Totalsperre der Strecke Buchs-Altstätten.
Dank dieser Massnahme kann gemäss Daria Martinoni, Leiterin Netzentwicklung bei der SBB, der Halbstundentakt früher eingeführt werden als ursprünglich geplant. Zudem wird mit einer Reduktion der Baukosten von rund 30 Millionen Franken auf 106 Millionen Franken gerechnet.
Im Detail wird die SBB zu einem späteren Zeitpunkt über das Bauvorhaben und die Auswirkungen auf die Reisenden informieren. Nebst der Angebotserweiterung im Rheintal soll Rorschach bis spätestens im Jahre 2024 an das IC-Netz angebunden werden.
Auch im Fernverkehr kommt es in den kommenden Jahren zu Optimierungen. So soll bis ins Jahr 2035 die Fahrzeit von St.Gallen nach Zürich um neun Minuten verkürzt werden. Bereits seit Einführung des Fahrplans 2019 wurde eine stündliche Verbindung zwischen Konstanz-Romanshorn-St.Gallen und Herisau eingeführt sowie die Seelinie in Schaffhausen, Kreuzlingen und Romanshorn besser an das Fernverkehr-Netz angeschlossen.
Druck aufrecht halten
Der Ausbau der Verbindung in die Metropolitanregion München ist seit längerer Zeit ein Anliegen der IGöV. Diese zeigt sich zwar erfreut über den geplanten Ausbau auf sechs Verbindungen pro Tag und vor allem über die deutliche Verkürzung der Fahrzeit auf zweieinhalb Stunden, fordert aber gleichzeitig in einer Resolution den Stundentakt nach München.
«Das grosse Potential der attraktiveren Bahnverbindung Zürich-St.Gallen-München soll voll genutzt werden», sagt Beat Tinner, Präsident der Interessensgesellschaft öffentlicher Verkehr Ostschweiz. Er fordert die nötigen Schritte einzuleiten, damit diese Verbindung in Zukunft stündlich angeboten werden kann.
Armin Weber, Leiter Internationaler Personenverkehr bei der SBB, stellte sogar eine direkte Verbindung von München über St.Gallen und Zürich nach Milano in Aussicht. Damit würde St.Gallen definitiv ins Zentrum rücken. Nicht zuletzt, weil die Bahn-Anschlüsse ab München nach Berlin ebenfalls besser werden.
Dieses Potential darf gemäss Beat Tinner nicht unterschätzt werden. Insbesondere, weil heute pro Jahr rund eine Million Passagiere diese Strecke mit dem Flugzeug zurücklegen. Mit der Attraktivitätssteigerung der Bahnverbindung wird aktiv ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. (radi)
Doppelspur-Ausbau in Rorschach ist auf Kurs
Die nationalrätliche Verkehrskommission hat am Dienstag, 14. Mai 2019, den Doppelspurausbau zwischen den Bahnhöfen Rorschach Stadt und Rorschach gut geheissen. Damit rückt der Bahn-Ausbau am Bodensee in greifbare Nähe. In der Sommersession wird nun der Nationalrat den Ausbauschritt 2035 der Bahninfrastruktur beraten. Der St.Galler CVP-Nationalrat Thomas Ammann geht davon aus, dass es bezüglich diesem Teilabschnitt zu keinen Diskussionen kommen wird: «Die Beseitigung des Nadelöhrs in Rorschach ist für die Fahrplanstabilität und die weiteren Bahnausbauten von hoher Bedeutung.» Er setzte sich zusammen mit Ständerat Paul Rechsteiner intensiv für den Doppelspur-Ausbau ein. Die Investitionen werden rund 30 Millionen Franken betragen.
Ralph Dietsche ist Geschäftsführer und Inhaber der Kommunikationsagentur radikom GmbH mit Sitz in Rüthi.
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