Das Coronavirus steht vor den Toren. Für wirksame Massnahmen ist es bald zu spät.
Nun ist das Coronavirus in Norditalien angekommen. Schulen bleiben geschlossen, Fussballspiele werden abgesagt, Städte werden abgeriegelt. Ich recherchiere seit einigen Jahren im Bereich Bedrohung durch Viren und habe im letzten Jahr zwei Interpellationen zum Thema Vorkehrungen vor hochansteckenden Krankheiten durch Viren im Nationalrat eingereicht. Die Antworten aus dem Bundesamt für Gesundheit BAG waren teilweise nichtssagend, schlicht falsch und inakzeptabel. Die Schweiz ist nicht vorbereitet für ein Virus von gravierender Auswirkung.
Das Risiko einer schweren und tödlichen Pandemie ist hoch, sei es durch das Coronavirus, durch eine kommende Mutation davon oder durch andere neue Viren. Die Spanische Grippe ist etwas zu lange her und nicht Teil des Geschichtsunterrichts – 1917/1918 starben durch das Virus weltweit mindestens 25 Millionen Menschen, neuere Schätzungen gehen von bis zu 50 oder 100 Millionen Toten insgesamt aus.
Viren sind unberechenbar. Sie mutieren, sie werden schnell von Mensch zu Mensch übertragen und sie werden in Wellen tödlicher, so auch bei der Spanischen Grippe, die relativ sanft begann und tödlich endete.
Die Antworten auf meine Vorstösse aus dem Departement des Inneren EDI waren verantwortungslos entspannt. Man erkannte keinen Handlungsbedarf. Ich sehe das nach wie vor anders: Die Bevölkerung hätte längst ernsthaft und flächendeckend aufgeklärt werden müssen. Sie muss wissen, wie man auf solche Ausbrüche reagieren muss: Menschenmengen meiden, auf Händeschütteln und Begrüssungsküsse dringend verzichten, einen Meter Abstand halten, Hände regelmässig waschen oder besser mit Handgels desinfizieren, Schutzmasken vorrätig haben und benutzen, bei Symptomen den Arzt anrufen, anstatt das Virus in Praxen und Spitälern zu verbreiten. Man sollte auch in der Lage sein, mehrere Wochen zu Hause zu bleiben, dafür braucht es Vorräte und Wasser. Ganz einfache Massnahmen, die viele Leben retten können.
Das Bundesamt für Gesundheit reagiert viel zu spät, das ist inakzeptabel. Wir tun gut daran, diese Herausforderung ernst zu nehmen und selber die paar entscheidenden Massnahmen umzusetzen – zum Wohle der Bevölkerung und der Sicherheit jedes Einzelnen.
Barbara Keller-Inhelder aus Rapperswil-Jona (*1968) ist alt Nationalrätin, war Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats von 2016 und 2019 und Vizepräsidentin der SVP Kanton St.Gallen.
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