James Bond in Schwingerhose und Geissen, die mit Roger Federer Tennis spielen. Dies sind Bilder von Irene Hofstetter, einer Malerin aus Appenzell. Sie selber beschreibt ihre Werke als Mischung aus Handwerk und Kunst vom Herzen.
Ihr ihrer Brust schlagen zwei Herzen. Eines für ihre Heimat das Appenzellerland, das andere für die Stadt New York. Inspiriert durch diese verschiedenen Schauplätze mit deren Eigenheiten malt die Ostschweizer Malerin Irene Hofstetter ihre Bilder. Ein Interview über eine Frau mit vielen Talenten.
Irene Hofstetter, Sie sind Auftragsmalerin. Was darf ich mir darunter feststellen?
Ich male auf Anfrage Sujets, die dem Kunden besonders am Herzen liegen. Das können Portraits sein, Lieblingstiere, Fahrzeuge, Hobbies oder Orte die speziell in Erinnerungen bleiben sollen. Der Kunde kann dabei nicht nur das Sujets frei wählen, sondern auch den Maluntergrund, so wird das Bild noch persönlicher und einzigartig.
Wie kamen Sie zur Malerei?
Seit ich denken kann male ich. Als Kind bereits Modezeichnungen.
Stoffe und Kleider haben mich fasziniert. Von der Schneiderlehre bei «Akris» ging es
darum direkt in ein Modedesign Studium. Danach habe ich über 15 Jahre als Stickereientwerferin gearbeitet, wo das Zeichnen von Mustern immer noch von Hand passiert. Nebenbei habe ich immer privat gezeichnet und gemalt. Auf den Wunsch einer guten Freundin, ihr ein Alpaufzug zu malen, fing ich an die Tradition in meine Bilder zu integrieren.
Wie würden Sie selber Ihre Kunst beschreiben?
«Bauernmalerei reloaded». Tatsächlich nicht einmal so sehr als Kunst. In meinem Firmenuntertitel oder Instagram Account kommt das Wort KunstHerzWerk vor.
Es ist so eine Mischung aus Handwerk und Kunst vom Herzen. Meine Bilder sollen Freude machen. Wenn man ein Werk von mir bei sich zuhause aufhängt, solle es das Wohlfühlen unterstreichen.
Worauf malen Sie am liebsten?
Holz und Jute sind sicher die Materialien die ich besonders mag. Die Struktur des Holzes soll dabei mit in das Bild einfliessen. Es gibt einige Künstler welche auf Holz malen, jedoch eine Grundierung auflegen, welche den natürlichen Untergrund ganz verdeckt. Ich ma?e darum mit Farbstift auf Holz, denn der Stift lässt es zu in die Faser des Holzes zu malen. Bild und Holz werden Eins. Die Faser der Jute und die Bewegung des textilen Materials, unterstützt die Lebendigkeit der Sujets. Geissenhaare werden durch die Faser der Jute noch realer. Der Körper der Kuh bewegt sich in der schwingenden Jute. Auf Jute male ich mit Acryl.
Wodurch lassen Sie sich inspirieren?
Von allem! Ich liebe es zu schauen…Menschen, Tiere, Natur, Städte…alles was irgendwie entworfen ist und tatsächlich ist so ziemlich alles von Mensch oder Natur einmal designed worden. Sei es auf einem Berggipfel, im Museum oder in einer Zeitschrift.
Warum malen Sie ausgerechnet Tiere?
Ich bin Vegetarierin. Seit bald 25 Jahre esse ich nichts was einmal Augen hatte.
Und das ist so ziemlich der Grund wieso ich Tiere male. Einfach weil sie mir sehr am Herzen liegen. Diese Geschöpfe sind in ihrer Vielfalt, Intelligenz und Schönheit unnahbar und umso schöner sie malen zu dürfen.
Welches ist Ihr persönliches Lieblingstier?
Das ist eine schwierige Frage, da ich wirklich alle Tiere wunderbar finde. Ich habe nur mit Tieren mühe die keine Beine haben. Würmer, Schlangen begegne ich ungern. Ich male am liebsten Geissen und Kühe. Geissen sind einfach herrlich mit ihren frechen neugierigen Blicken und bei den Kühen sag ich immer, die haben die schönsten Augen von der Welt, mit ihnen müsste man Mascara Werbung machen.
Sie sind auf einem Bauernhof im Appenzellerland aufgewachsen. Wie war Ihre Kindheit?
Ich bin ziemlich abgelegen aufgewachsen und als Kind sieht man den langen Schulweg, auch wenn man den ganzen Alpstein als Kulisse vor sich hat, nicht gerade positiv. Solche Dinge schätz man erst im Nachhinein. Auch das viele Mithelfen, was einfach auf einem Bauernhof mit Tier, Land und Wald dazugehört ist als Kind nicht spassig. Heute bin ich aber froh darum, es hat mich «Zäch» gemacht.
Welche Auswirkungen hat Ihre Kindheit auf Ihre Kunst?
Die Nähe zur Natur in meiner Kindheit, prägt sicher meine Bilder. Als Kind gingen wir oft wandern, im Appenzellerland, St. Gallen oder nach Graubünden. Mein Vater hat immer gesagt «Zuerst lernt man seine Umgebung kennen, bevor es ins Ausland geht». Und wie es so ist, dass was man nicht hat will man um so mehr. Ich wollte trotz der Freude an den Bergen, die Welt sehen. Und so begann sicher meine Leidenschaft für fremde Städte und Kulturen.
Zur Liebe zum Appenzellerland kommt bei Ihnen die Faszination für die Stadt New York. Was lieben Sie an dieser Stadt?
Ich kann in New York auftanken. Die Stadt sprudelt vor Energie. Die Inspiration ist unendlich in New York. Jeder Stadtteil ist anders. Es ist, als trifft sich dort die ganze Welt. Und die Stadt nimmt einem, so wie man ist. Ich weiss gar nicht wie oft ich dort war. Vor Corona ging ich jedes Jahr.
Neben der Malerei waren sie lange als Modedesignerin unterwegs. Gibt es zwischen ihren verschiedenen Berufen viele Gemeinsamkeiten?
Genau gesagt war ich als Stickereidesignerin unterwegs. Ich entwarf die Stoffe für internationale Modelabels. Die Gemeinsamkeit ist sicher das Gespür zu haben, was der Kunde möchte. Es ist wichtig, nicht ein Tunnelblick zu haben und nur zu zeichnen was man selber mag. Offen sein, Kommunikativ und dabei nicht die Freude an der Arbeit verlieren. Dann leidet auch nicht die persönliche Kreativität. Der Unterschied ist die Art der Sujets. In der Mode sind sehr viel Florale Dessins gefragt, was ich in meiner Auftragsmalerei selten habe.
Können Sie inzwischen alleine von der Malerei leben? Und weshalb haben Sie sich dafür und gegen die Mode entschieden?
Es ist das erste Jahr in der Selbstständigkeit und ich bin sehr zufrieden. Ich werde nicht reich mit meinem KunstHerzWerk, aber es macht mich glücklich, wenn meine Kunden Freude haben und es immer mehr Hofstetters an den Wänden gibt.
Ich habe mich eigentlich nicht gegen die Mode entschieden. Es wird immer ein Teil von mir sein. Die Zeit hat mir meine Entscheidung abgenommen. Die Kundenanfragen für Auftragsbilder wurden immer mehr und da ich nebenberuflich noch Produktdesign studiere und mich sowieso weiterentwickeln wollte, habe ich den Sprung ins kalte Wasser gewagt.
Inzwischen haben Sie auch ein Kinderbuch herausgegeben. Wie kam es dazu?
Für meine Ausstellungen male ich Bilder die nicht auf einen Auftrag basieren.
In denen stecken kleine Geschichten. Geissen die mit Roger Federer Tennis spielen, Schweine und Kühe die unter Palmen sonnen oder James Bond in Schwingerhosen.
Solche Details und Kombinationen sah ich in einem Kinder Bilderbuch und da ich auch sehr gern schreibe, machte ich mich, genau zum Start von Corona, ans Werk.
«Laura – eine Geiss aus Gais» (Appenzeller Verlag) entstand und ist seit Februar 2021 im Handel erhältlich. Die Geschichte handelt von einer Geiss, die ihre Heimat schätz, aber unglaublich gerne die Welt entdecken möchte. Und so reist sie in ihrem ersten Abenteuer nach New York.
Wie hat sich die Zeit von Corona auf Ihre Tätigkeit als Künstlerin ausgewirkt?
Bei meinen geplanten Ausstellungen konnte ich zwar meine Bilder aufhängen,
aber niemand konnte die Lokalität besuchen, die Bilder sehen und Vernissagen konnten nicht durchgeführt werden. Aber das ist wirklich ein kleines Übel, im Vergleich wie andere Kleinunternehmen leiden müssen.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Was sind Ihre Pläne und Wünsche fürs 2022?
In meiner künstlerischen Tätigkeit plane ich, dass Laura weiterreist und wünsche mir, weiter so spannende Aufträge umsetzen zu dürfen.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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