Ein Schauspieler befragt einen Politiker, und das Ganze in Anlehnung an eine Netflix-Serie. Auch das ist Wahlkampf im Kanton St.Gallen.
Auf das bewegte Bild setzen auch in diesem Wahlkampf viele Kandidatinnen und Kandidaten. Oft sind Wahlwerbespots allerdings eine peinliche Angelegenheit: Leute, die sich den Auftritt vor der Kamera nicht gewöhnt sind, agieren nach dem Drehbuch von Leuten, für die Filme Neuland sind. Das Ergebnis: Trockene Monologe, frontal in die Kamera gesprochen, im besten Fall noch durchbrochen von einigen Schwenks durchs Büro oder über den Bauernhof, auf dem der Kandidat tätig ist. Schwere Kost, die man sich kaum zur Unterhaltung zu Gemüte führt.
SP-Ständerat Paul Rechsteiner hat den Schauspieler Marcus Schäfer, eines der Zugpferde am Theater St.Gallen, geholt. Unter dem Titel «Better call Paul», angelehnt an die Netflix-Serie «Better call Saul» über einen windigen Anwalt, befragt Schäfer Rechsteiner zu politischen Themen. Weil der deutsche Schauspieler nach erfolgreicher Einbürgerung in diesem Jahr erstmals wählen darf, geht es in der ersten Folge um grundsätzliche Fragen zum politischen System.
Das Ganze ist eine neue und durchaus erfrischende Form, wobei auch Schäfer nicht verhindern kann, dass Rechsteiner ziemlich trocken und ernst bleibt, wie es seine Art ist. Man darf gespannt sein auf Folge 2.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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