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Schlossfestspiele

Bin ich, wenn ich nicht mehr bin. – Fast ein Hamlet.

Die Schlossfestspiele Hagenwil feiern Premiere mit dem Klassiker Amphitryon von Heinrich v. Kleist. Eine Kritik von Anna Vonhof.

Gastbeitrag «Die Ostschweiz» am 13. August 2022
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SOSIAS: Was seh ich? Himmel! Zwei Amphitryonen.

AMPHITRYON: Starr ist vor Schrecken meine ganze Seele! Weh mir! Das Rätsel ist nunmehr gelöst.

SOSIAS: Wer von euch beiden ist denn nun Amphitryon?

Dem Diener Sosias (gespielt von Alexandre Pelichet) ist die Sache mit der Identität am Anfang des Theaterstücks: Amphitryon, klar, wie nur irgendetwas. Er weiß sicher: Ich bin ich. Und wenn er für diese Behauptung Prügel bezieht. Sosias: „Dein Stock kann machen, dass ich nicht mehr bin. Doch nicht, dass ich nicht Ich bin, weil ich bin.“ Nur: Was ist, wenn niemand erkennt, wer man zu sein glaubt? Sosias’ Herr, Amphitryon (Falk Döhler), und dessen Frau Alkmene (Regina Nonna Fink) machen diese schmerzliche Erfahrung, dass nichts mehr so ist, wie es scheint.

Während Heinrich von Kleist das Stück schrieb, machte er gerade eine Beamtenausbildung und wünschte sich nichts sehnlicher, als von der Gesellschaft als Dichter anerkannt zu werden. Stattdessen lag er die halbe Zeit mit Magenschmerzen danieder und musste sich von dem alten Goethe als Hypochonder verspotten lassen. Heinrich von Kleist ahnte früher als andere, dass niemand zwischen Schein und Sein zu unterscheiden kann.

Florian Rexers Inszenierung von Amphitryon bei den Schlossfestspielen Hagenwil schafft es, den Riss in der menschlichen Identität aufs Tragischste und zugleich auch aufs subtil Komischste darzustellen.

Mit beachtlichem Tempo, der Kleistschen Sprache voll vertrauend, sausen da die Worte und Darsteller:innen über die Bühne. Hierbei erleben wir eine stilsichere, wunderschöne weisse Tempelkonstruktion. In fliessenden Formen eingebettet in den Innenhof des historischen Wasserschloss. Bühnenbildner Team Peter Affentranger und Franziska Grob haben eine feine, monumentale und passende Kulisse geschaffen, die die Vielschichtigkeit dieses hintergründigen Stückes formschön wiedergibt und unterstreicht.

Der Abend macht von Anfang an neugierig. Ohne zu ahnen, dass das klassische Textwerk bereits nach eineinhalb Stunden (dazu 20 Minuten Pause nach einer Stunde) vorbei sein wird.

Regisseur und Festspiel Leiter Rexer hat ein gutes Händchen, solch einen Stoff passend wieder zu geben.

Bodenständig kommen sie daher, die Menschen auf der Sommertheaterbühne.

Und beflügelt vom herrlichen Sommerwetter geniesst ein Stell-Dich-Ein aus dem who is who des Thurgau und der Ostschweiz den Premierenabend.

Die Kostümdesignerin Barbara Bernhardt erhält die Auszeichung "Hagenwiler Glocke 2022" (verdient) für Ihre wunderschönen Kostüme. Bigna Körner gibt die Dienerin Charis liebevoll schmunzelnd und verschmitzt lebensecht. Alexandre Pelichet brilliert als Sosias und Philipp Malbec wirkt göttlich, kühl und präzise als Merkur.

Allein bei Marcel Zehnder als Feldherr Amphitryon hätte man sich etwas lebendigere Züge gewünscht, allzu gesprochen und formell kommt seine Figur herüber.

Falk Döhler als Jupiter überzeugt und jongliert mit Argumenten, Gestik und emotionaler Tiefe. Regina Nonna Fink als Alkmene erlebt ihre eigene Odyssee kühl analysierend und steht ihre Frau.

Am Ende respmiert die Hofberichtserstatterin und Journalistin Wassiliki Papadopoulus: Nach der Krise ist vor der Krise.

Eine clevere Idee des Regisseurs, der sich gleichzeitig gekonnt als Dramaturg des Stückes verantwortlich zeigt. Die Journalisitin (Jeanine Amacher) wurde von ihm hereingeschrieben und ersetzt damit zahlreiche Feldherren aus dem Kleitschen Original). Theater auf hohen Niveau.

Ein Abend der erlebt werden will von Herz und Verstand. Da kommt einem ein Bravo über die Lippen.

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