logo

Gastkommentar

Biodiversität oder Ernährungssicherheit? Ein kritischer Blick auf eine Volksinitiative, die gar nicht umsetzbar ist

Am 22. September stimmen wir einmal mehr über eine Volksinitiative mit irreführendem Titel ab. Eine intakte Biodiversität wünschen sich wohl alle. Doch diese Initiative ist verantwortungslos, gefährdet die Ernährungssicherheit der nächsten Generationen und geht ironischerweise zulasten der Natur.

Mike Egger am 03. August 2024

Realistisch gesehen ist die Initiative gar nicht umsetzbar, denn sie blendet völlig aus, dass immer mehr Menschen immer mehr Ressourcen und Lebensmittel benötigen.

Bedrohte Lebensmittelversorgung auf Kosten von umweltschädlichen Importen

Die Initianten wollen riesige Landesflächen für die Biodiversität reservieren, die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen beschränken und Landschaften, Ortsbilder, geschichtliche Stätten sowie Natur- und Kulturdenkmäler unter einen praktisch absoluten Schutz stellen. Damit gefährden sie bewusst die Versorgungssicherheit der Bevölkerung. Obwohl nur 7% der Landwirtschaftsfläche vom Bund für den Erhalt der Direktzahlungen zur Förderung der Biodiversität gefordert wären, stellen unsere Bauern freiwillig bereits fast dreimal so viel Fläche (19%) zur Verfügung. Das entspricht 195'000 Hektaren, oder einer Fläche praktisch so gross wie der gesamte Kanton St. Gallen (203'100 Hektaren). Gleichzeitig sorgen unsere Landwirte seit Generationen täglich dafür, dass wir alle genügend Lebensmittel haben und uns mit frischen, einheimischen Lebensmitteln mit den besten Produktionsstandards der Welt versorgen können.

Pro Natura, Mitglied im Initiativkomitee fordert, dass 30% der Schweizer Fläche unter Schutz gestellt werden, unter Berufung auf internationale Abkommen. Die Schweiz müsste bei einem solchen Ziel mehr Lebensmittel auf langen Transportwegen aus dem Ausland importieren, welche unter tieferen Produktionsstandards produziert werden. Das hätte verheerende Folgen für unsere Versorgung mit heimischen, lokalen Lebensmitteln und ironischerweise ebenso für die Umwelt, Natur und die Biodiversität.

Konsequenzen des Bevölkerungswachstums auf die Umwelt

Wir alle wünschen uns eine intakte Biodiversität. Doch dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn endlich der Elefant im Raum angesprochen wird: Das Bevölkerungswachstum. In den letzten 20 Jahren wuchs die Schweiz 16-mal schneller als Deutschland. 2023 wanderten fast 150'000 Menschen in die Schweiz ein, was zweimal der Stadt St. Gallen entspricht. All diese Menschen brauchen Wasser, Essen, Strom und Infrastruktur. Allein zwischen 2009 und 2018, in nur gerade 9 Jahren, wuchs die Siedlungsfläche um eine Fläche so gross wie zweimal der Zürichsee; alles auf Kosten von wertvollem, immer knapper werdenden Landwirtschaftsland. Laut der Bodenstrategie des Bundes sind mehr als 60 % der Siedlungsfläche versiegelt und erfüllen keine ökologische Funktion mehr. Warum sagt Pro Natura dazu nichts? Gemäss telefonischer Auskunft von Pro Natura hat die Zuwanderung keinen Einfluss auf den Verlust der Biodiversität!

Der Bund berechnete letztes Jahr, dass wir nur noch 1.6% mehr als den Mindestumfang haben (eine Fläche so gross wie die Gemeinden Rapperswil, Gossau und Wil zusammen), welcher für eine sichere Versorgung in Krisenzeiten zur Verfügung stehen muss. Doch der Mindestumfang wurde vom Bund aufgrund einer Bevölkerungszahl von 8.14 Millionen Einwohner berechnet, obwohl wir heute bereits 9 Millionen Einwohner zählen. Demnach können wir also bereits jetzt unsere Ernährungssicherheit fast nicht mehr sicherstellen. Trotzdem fordern die Initianten noch weniger produktive Fläche für immer mehr Menschen und somit eine stärkere Abhängigkeit von ausländischen Importen. Das ist alles andere als nachhaltig.

Stolz auf die Schweizer Landwirtschaft

Tagtäglich steigt der Druck auf die heimische Lebensmittelproduktion und die unproduktive Fläche. Dazu kommt, dass von unseren Landwirten eine immer höhere Produktivität eingefordert wird. Dies, bei gleichzeitig immer mehr gesetzlichen Vorschriften, welche jeweils von einer Links/Grün Mehrheit verlangt werden. Tatsache ist, dass es die Schweizer Landwirtschaft schon heute geschafft hat ihre Produktivität massiv zu steigern und dabei die Standards für das Tierwohl und die Nachhaltigkeit zu erhöhen.

Wer der Biodiversität Sorge tragen und auch für unsere Kinder und Grosskinder die Versorgungssicherheit gewährleisten will, der setzt sich für eine produzierende Landwirtschaft in der Schweiz ein. Fakt ist, dass unsere Bäuerinnen und Bauern enorm viel für eine intakte Umwelt leisten. Als gelernter Fleischfachmann erlebe ich täglich, was unsere Landwirtschaft leistet, und darauf bin ich stolz, aber auch dankbar. Landwirt zu sein heisst, von Montag bis Sonntag zu arbeiten damit die Schweiz genügend zu essen hat – dies sollten wir nicht vergessen. Deshalb ein klares NEIN zur schädlichen Biodiversitätsinitiative.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Mike Egger

Mike Egger (*1992) ist SVP-Nationalrat. Er wohnt in Berneck und arbeitet bei der Fleischverarbeiterin Micarna AG in Bazenheid.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.