Ingenieur Philipp Büchel hat vor rund drei Jahren in Liechtenstein das Blockchain Büro gegründet. Mittlerweile berät er Banken, Anwälte und Technologiefirmen, hält Vorträge an Bildungseinrichtungen und arbeitet für die Liechtensteinische Regierung. Was ist die Idee dahinter?
Philipp Büchel, Sie führen seit drei Jahren das Blockchain Büro. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein solches Büro zu gründen?
Ich beschäftige mich schon seit 2012 intensiv mit Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. In dieser Zeit konnte ich viel Geschichte miterleben und zusehen, wie sich ein neuer Technologiebereich entwickelt und erwachsen wird. Mit dem Blockchain Büro möchte ich das Wissen, das ich in dieser Zeit gesammelt habe, professionell weitergeben.
Wem geben Sie dieses Wissen weiter, wer sind Ihre Kunden?
Banken, Rechtsanwälte, Technologiefirmen und Treuhänder gehören zu den typischen Kunden. Ich halte aber auch viele Seminare zu Kryptowährungen, daher gehören auch Bildungseinrichtungen oder Marketingfirmen zu meinen Kunden.
Nebst diesen Seminaren bieten Sie noch eine Reihe anderer Dienstleistungen, was ist besonders gefragt im Moment?
Beratungen für Unternehmungen, die Berührungspunkte mit Blockchain oder Geschäftsentwicklungspotentiale in diesem Bereich haben, sind sehr gefragt. Zeitlich gesehen nehmen im Moment ein Auftrag der Liechtensteinischen Regierung sowie meine Masterthesis eine Menge Kapazität in Anspruch.
Was machen Sie für die Liechtensteinische Regierung?
Darüber darf ich leider keine Auskunft geben.
Sie haben in Vaduz einen Bitcoin-Wechselautomaten lanciert – wie muss man sich diesen vorstellen?
An einem Bitcoin-Wechselautomaten kann man Bargeld gegen Bitcoin wechseln. Geld, das man in den Automaten steckt, wird zum aktuellen Kurs in die Kryptowährung umgewandelt und direkt an eine entsprechende Adresse geschickt oder auf einem sogenannten «Paper-Wallet» ausgedruckt. Wir hatten den Automaten nur während etwa eines Jahres in Betrieb, während dieser Zeit wurde er viel mehr als erwartet genutzt. Der Automat eignet sich zum unkomplizierten, nicht häufigen Wechseln einer Staatswährung in Bitcoin, die dann einfach, direkt, zu tiefen Gebühren und unabhängig von Drittparteien direkt an jemanden transferiert werden können.
Und weshalb hatten Sie den Automaten nur während eines Jahres in Betrieb?
Der Automat wurde ein Opfer seines eigenen Erfolgs: An seinem Standort in einem Souvenir-Laden im Zentrum von Vaduz wurde er von zahlreichen Kunden besucht, die oft viele Fragen hatten. Das hat zu viel Kapazität der Verkäufer in Anspruch genommen, daher haben wir beschlossen, die Maschine wieder zu entfernen. Da der Automat vor allem ein wichtiges Marketing-Instrument für das Blockchain Büro war, hatte er nach einem Jahr seinen Dienst aber auch getan.
Blockchain und Bitcoins sind im Moment ein Megathema. Wenn Sie in die Zukunft blicken, welches Potenzial sehen Sie?
Ein Blick in die Glaskugel ist schwierig – vor allem bei sich schnell entwickelnden und disruptiven Technologien. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kryptowährungen in Zukunft eine Rolle spielen werden. Müsste ich wetten, würde ich sagen, dass sich nach dem Ausbruch der Altcoins wieder vieles in Richtung von Bitcoin zurückbewegt. Dessen Aspekt als Grundprotokoll zur Transaktion von Werten, wird sicher eine bedeutsame Rolle spielen und grosses Potential für den Aufbau weiterer Protokollebenen bieten. Das wird sicher nicht das Ende der Bankenwelt werden, könnte aber besonders im Transaktionsgeschäft einiges an Veränderung bewirken.
Und Blockchain?
Im Bereich von Blockchain-Technologie im Allgemeinen wird sich nach der Entdeckung vieler theoretischer Anwendungsmöglichkeiten zeigen müssen, wo sich diese praktisch durchsetzen kann. Persönlich sehe ich guten Chancen, wenn es um eine gesicherte, historische Abbildung von Besitz- oder ähnlichen Verhältnissen geht, genauso in einer neuen Art der Finanzierung von Geschäftsmodellen. Besonders für Letzteres muss sich aber zuerst einiges an Staub legen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte in den nächsten Jahren versuchen, die verschiedenen Geschäftsbereiche, in denen ich im Moment tätig bin, weiter auszubauen und dadurch klar zu definieren. Ich kann mir vorstellen, dass das Blockchain Büro dann in verschiedene Zweige aufgeteilt ist, in denen sich Spezialisten den entsprechenden Aufgaben widmen.
Welche Herausforderungen werden sich in Ihrer doch sehr neuen und derzeit gehypten Branche stellen?
Der Hype, der sich in den letzten drei Jahren in diesem Feld gebildet hat, zieht natürlich viele neue Akteure in die kleine Branche. Es gibt kaum Zertifizierung oder Ausbildung für Blockchain, der allgemeine Informationsstand ist eher gering. Dadurch haben Aussenstehende wenig Möglichkeit zwischen vertieftem Wissen und Oberflächlichkeit, zwischen fachlichem Verständnis und Marketinggetöse zu unterscheiden. Hier gilt auch, was man als Grundregel für Blockchains bezeichnen könnte: Don’t trust. Verify.
Zur Person:
Philipp Büchel ist 1979 geboren und in Ruggell, Liechtenstein aufgewachsen. Er ist Ingenieur, absolviert derzeit einen MBA in Technologie und Innovation und hat 2016 das Blockchain Büro gegründet. Zuvor war Büchel Lead Engineer bei Optics Balzers und Projektleiter in der Forschung und Entwicklung bei der VAT Vakuumventile AG. Der Liechteinsteiner spielt Saxophon in einer Big Band und hat eine Ausbildung zum Privatpiloten.
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