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Nach Insolvenz der Sozialfirma

Business House: Ex-Geschäftsführer zeigt den Stiftungsrat an

Die Affäre um das Arbeitslosenprojekt Business House ist noch nicht ausgestanden. Der ehemalige Geschäftsführer, gegen den eine Strafuntersuchung läuft, hat nun selbst gegen den Stiftungsrat Strafanzeige eingereicht. Derweil laufen die «Aufräumarbeiten» beim Projekt.

Stefan Millius am 23. März 2019

Fast 20 Jahre lang hat die St.Galler Stiftung Business House als Sozialfirma einen wertvollen Einsatz für Erwerbslose geleistet. Im vergangenen Jahr geriet sie plötzlich in Schieflage. In der Kasse klaffte ein Loch, wohin das Geld abgeflossen ist, blieb unklar und wird derzeit untersucht. Im Fokus der Untersuchungen steht der frühere Geschäftsführer.

Gegen Ende Oktober 2018 gab der Stiftungsrat des Business House eine Insolvenzerklärung ab. Das Unternehmen hatte zu grosse Altlasten und zu wenig Mittel, um den Betrieb aufrechterhalten zu können.

Damit das an sich erfolgreiche Arbeitslosenprojekt nicht einfach eingestellt werden musste, suchte der Stiftungsrat bereits seit Frühsommer 2018 nach Partnern, um die Projekte weiterführen zu können. Schliesslich sprang die St.Galler Dock Gruppe AG in die Bresche, ebenfalls eine Sozialfirma. Sie bot Hand für eine Nachfolgelösung, indem sie eine bereits bestehende, steuerbefreite Aktiengesellschaft zur Verfügung stellte.

Diese übernahm nach dem Konkurs unter dem Namen «Pro Business House AG» die verbleibenden Mitarbeiter und stellte auch sicher, dass die mehr als 200 Projektteilnehmer weiter tätig bleiben können. Auch für die Kunden der ehemaligen Business House bedeutete der Schritt, dass sie weiter bedient werden.

Die Überführung der insolventen Stiftung in die neue Firma sei für alle Beteiligten ein aufwändiger Prozess gewesen, der sich aber mehr als gelohnt habe, sagt Daniela Merz, CEO der Dock Gruppe. «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des früheren Business House haben eine schwierige Zeit hinter sich, aber sie sind in der neuen Firma hoch motiviert gestartet, wir haben den Übergang gut bewältigt», so Merz.

Aus einer Misere wurde also das Bestmögliche herausgeholt, damit ist vorgespurt für eine sichere Zukunft – würde man meinen.

Aber die Geister aus der Vergangenheit tauchen wieder auf.

Bereits vor dem Insolvenzverfahren wurde gegen den damaligen Geschäftsführer des Business House ein Strafverfahren eingeleitet. Dieses sollte aufzeigen, wo das fehlende Geld geblieben war. Der Mann habe an der Seite der Gründerin der Stiftung einen grossen Spielraum genossen, sagen Quellen innerhalb des früheren Unternehmens, auch in finanziellen Belangen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Eine Organisations- und eine Finanzanalyse der Business House durch zwei verschiedene Wirtschaftsprüfungsunternehmen habe gezeigt, dass der Betrieb und die Zahlen äusserst chaotisch gewesen seien. Die Rede ist auch von nicht versteuerten Boni in grosser Höhe und von Konten, die in keiner Bilanz auftauchen.

Und nun schlägt der Geschäftsführer zurück. Er hat jetzt seinerseits Strafanzeige gegen die ehemaligen Stiftungsräte der Stiftung Business House eingereicht. Diesen wirft er strafbares Verhalten rund um die Einreichung der Insolvenzerklärung vor. Bei der Abwicklung der Insolvenz seien unter anderem falsche Zahlen bei den Kreditoren und Debitoren angegeben worden.

Eine Behauptung, die auf Anfrage bei den Nachfolgern auf blankes Unverständnis stösst. Man habe im Zuge der Überführung in die neue Firma ihrerseits alles genau geprüft, um eine möglichst gute Lösung zu finden, so die Reaktion.

Die Übertragung der Projekte im Rahmen des Arbeitslosenversicherungsgesetzes habe die vorgängige Zustimmung der Regierung erfordert. Die Insolvenzerklärung musste von der Stiftungsaufsicht geprüft und bewilligt werden. Man habe dabei alles dokumentiert, jede Zahl sei belegbar, so der Stiftungsrat. Die ehemaligen Stiftungsräte arbeiten für die Abwicklung des Konkurses mit dem Konkursamt zusammen, heisst es weiter.

Der Vorwurf, vom Konkurs gewissermassen profitiert zu haben, sei abwegig. Der Übergang der insolventen Stiftung in die neue Firma habe im Gegenteil viel Zeit und Geld gekostet, «aber für uns ist wichtig, dass es schnell gelungen ist, das Vertrauen zur Belegschaft der früheren Business House, zu den Lieferanten und Kunden aufzubauen», so Daniela Merz.

Das neue Budget sei vom kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit bereits bewilligt, die Rettungsaktion also gelungen. Das zeige sich auch darin, dass die Teilnehmerzahlen stimmen und die früheren Kunden und die Gemeinden weiterhin mit der neuen Firma zusammenarbeiten.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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