logo

Nach kaum überraschenden Enthüllungen

Caroni will wissen, ob Berset die Wahrheit sagt

Alain Bersets Departement spannte während der Corona-Pandemie mit dem Ringier-Verlag zusammen. Was genau der SP-Bundesrat wusste und wie er in diesen «Deal» involviert war soll nun geklärt werden. Klare Antworten fordert etwa FDP-Ständerat Andrea Caroni.

Marcel Baumgartner am 15. Januar 2023

Ganz ehrlich: Hat irgendjemand die Schlagzeile von CH-Media überrascht, wonach Bersets Departement den «Blick» während der heissen Corona-Phase mit vertraulichen Informationen fütterte? Wie anders könnte man es erklären, dass die Ringier-Publikation stets mehrere Tage vor der ordentlichen Bundesratssitzung verkündete, welche Schritte als nächstes eingeleitet werden? Wieso sonst hätte Ringier-CEO Marc Walder seine Mitarbeitenden darauf trimmen wollen, Bersets Pläne zu unterstützen? Die konkrete Einflussnahme wird übrigens durch ein Video bewiesen, welches dereinst die Runde machte, jedoch nur bedingt Wellen auslöste, was bedauerlich ist.

Nun aber geht es in eine nächste Phase. Erste Politiker fordern Bersets Rücktritt. Eine logische Konsequenz, wenn man sich die aktuellen Anschuldigungen und Möglichkeiten genauer betrachtet.

Fakt ist: Bersets ehemaliger Kommunikationschef Peter Lauener hat vertrauliche Infos direkt an Marc Walder weitergeleitet. Das geht aus entsprechenden Emails hervor, auf welche sich CH-Media in der Berichterstattung vom vergangenen Samstag stützt. Sie belegt, was schon lange im Raum stand: Bersets Departement «kooperierte mir dem Ringier-Verlag.

Nun stellt sich die Frage, ob Bundesrat Berset vom regen Austausch Laueners mit Walder wusste. Oder handelte der Kommunikationschef gar im Auftrag des SP-Bundesrats?

Berset bestritt bisher immer, dass ein Deal zwischen seinem Departement und Ringier stattgefunden hat.

«Ich finde Bersets Darstellung nicht plausibel», sagt nun FDP-Ständerat Andrea Caroni gegenüber der «SonntagsZeitung». Er fordert eine Klärung des Sachverhaltes.

Caroni zählt eigentlich nur Eins und Eins zusammen. Es sei für ihn kaum vorstellbar, dass Berset nichts von der über längere Zeit andauernden Aktionen gewusst habe. Und sollte er tatsächlich nichts «mitbekommen» haben, so wäre das ein Führungsversagen.

Für SVP-Nationalrat Alfred Heer steht gemäss «SonntagsZeitung» bereits fest, dass Alain Berset zurücktreten muss. Und das habe nichts damit zu tun, ob die Corona-Massnahmen nun gut oder schlecht waren. Das Departement habe mit den Infos an Ringier gezielt versucht, Einfluss auf den Bundesrat zu nehmen und Entscheidung zu steuern.

Die genau Aufarbeitung der vergangenen Monate und Jahre ist zwingend notwendig. Es steht ausser Frage, dass in einer für die Politik und Gesellschaft komplett einzigartigen Phase, die rasche Entscheidungen forderte, auch Fehler begangen wurden. Das ist nur menschlich. Dass Corona zu einer Spaltung der Gesellschaft führte ist schon schlimm genug. Der heftige Vertrauensverlust in Pollitik und Medien wird noch lange nachhallen. Es ist an der Zeit, das Ganze ordentlich und sachlich aufzuarbeiten.

Highlights

Autor Dani Egger

Schicksale im Zweiten Weltkrieg: Dieser Ostschweizer hat ihnen ein ganzes Buch gewidmet

am 17. Apr 2024
Rechtsextremismus

Nazi-Konzert im Toggenburg: Die organisierte Kriminalität mischte mit

am 13. Apr 2024
EGMR-Rüge für die Schweiz

«Klimaseniorinnen» spielen ein unehrliches Spiel

am 12. Apr 2024
Zweiter Wahlgang in St.Gallen

Angriff der SVP gescheitert: Bettina Surber (SP) und Christof Hartmann (SVP) ziehen in die St.Galler Regierung ein

am 14. Apr 2024
St.Galler Regierungsratswahlen

Bettina Surber liefert 98 Prozent und zeigt damit der SVP, wie es geht

am 14. Apr 2024
Schwierige Kindheit

Mutiger Blick zurück: Wie Peter Gross seine Vergangenheit in einem Buch verarbeitet und damit auf Missstände der IV aufmerksam machen möchte

am 18. Apr 2024
«Meister im Verdrängen»

Musiker Kuno Schedler: «Ich wollte eigentlich Chef der Brauerei Schützengarten werden»

am 12. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel: «Zunehmend schwierige Zeiten. Die Lösung? Weniger Staat!»

am 15. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini: «Wir haben immer mehr Stress für höchstens gleich viel im Portemonnaie»

am 12. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Pascal Schmid: «Wir müssen den Kurs rasch ändern»

am 16. Apr 2024
Appenzell Ausserrhoden zieht positive Bilanz

So etwas gab es noch nie: Wegen Windböen konnte der Böögg am Sechseläuten nicht angezündet werden – Nun ist Appenzell am Zug

am 16. Apr 2024
René Steiner, Präsident der ASTAG Ostschweiz

Weshalb es den klassischen «rauhen» Fuhrhalter von früher nicht mehr gibt

am 15. Apr 2024
Bestes Restaurant

1112 Google-Rezensionen sprechen für sich: Das griechische Restaurant Greco in St.Gallen wird mit einem Award ausgezeichnet

am 14. Apr 2024
Da stimmt was nicht

«Bericht zur sozialen Ungleichheit 2024»: Eine Nichtregierungsorganisation rechnet sich ins Nirvana

am 16. Apr 2024
Gastkommentar

Schulden der USA explodieren – können Aktien und Bitcoin davon profitieren?

am 17. Apr 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.