Es sorgte damals für einige Schlagzeilen, als es hiess, der Mineralwasserproduzent Goba verkauft 90 Prozent der Firma. Wie sieht es nun, rund ein halbes Jahr später, mit dieser Entscheidung aus? Das verrät Co-CEO Gabriela Manser im Interview.
Seit 1933 ist Goba vom Appenzellerland nicht mehr wegzudenken. Eine sehr lange Zeit, wenn man an die wirtschaftlich turbulenten Zeiten denkt. Was haben Sie anders oder besser gemacht als die Konkurrenz, die es eben nicht so weit gebracht hat?
Da haben unsere Vorfahren im richtigen Zeitpunkt die richtige Idee gehabt – und mit viel Mut die Umsetzung angepackt. Das nennt sich wohl Unternehmertum pur. Dabei gehört immer auch ein Quäntchen Glück dazu.
Die Mitarbeiteranzahl ist inzwischen auf über 70 angestiegen. Wie hat sich die Arbeit und auch die Führungsposition seither verändert?
Eine sich entwickelnde Firma erfindet sich immer wieder neu – innerhalb ihrer Philosophie und ihrer Strategie. Dafür sorgt ein Führungsteam, welches die Wertschätzung, Werthaltung und die Wertschöpfung stets im Auge behält. Dabei wird gemeinsam an den Zielen gearbeitet. Dies hat schliesslich zur heutigen Strahlkraft unserer Mineralquelle und Manufaktur geführt.
2022 hat die Übernahme von der Pfister-Stiftung für Schlagzeilen gesorgt. Wie sind Sie damit umgegangen?
Wir freuen uns, dass wir mit diesem Schritt die Nachfolge gut und langfristig regeln konnten. Das gibt Sicherheit für die Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie für unsere Partnerinnen und Partner. Dass wir mit der Pfister-Stiftung jemanden gefunden haben, der unsere Werte teilt und nun mit uns zusammen die Goba weiterentwickelt, ist ein Glücksfall.
Nun liegt dies bereits einige Zeit zurück. Können Sie sagen: Alles richtig gemacht – also quasi aufs richtige Pferd gesetzt?
Es sind jetzt einige Monate vergangen– und dieser Schritt passt zu uns. Die schon länger etablierte Geschäftsleitung ist in ihrer Kraft und – um auf die Frage zurückzukommen – ja, das glaube ich wirklich.
1999 haben Sie den Betrieb in dritter Generation übernommen. Wie schwierig ist es für Sie, den Schritt zurückzutreten und nun andere die Entscheidungen fällen zu lassen?
Da ich das Glück habe, zusammen mit Kurt Widmer im Co-CEO Team arbeiten zu dürfen, gehört das Aufteilen und Absprechen fest dazu. Die jetzige Geschäftsleitung macht einen super Job – da ist Vertrauen haben nicht schwierig – und das Zurücktreten ein Privileg. Als VRP bleibe ich eng mit der Goba verbunden. Das hilft.
War das zugleich der wichtigste Meilenstein der vergangenen sieben Jahre? Was würden Sie sagen?
Als einen Meilenstein bezeichnen wir den Aufbau einer tragfähigen und guten Geschäftsleitung mit Kurt Widmer, Silvia Wetli und Manuela Zwicky - mit all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als weiteren sicher diese Regelung der Nachfolge.
Nicht nur Corona hat die letzten Jahre erschwert, auch der Fachkräftemangel oder Lieferengpässe machen vielen Unternehmungen das Leben schwer. Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Der Umgang mit all diesen Unsicherheiten ist eine grosse Herausforderung. Seit mindestens 70 Jahren gab es nicht so viele Themen, die Unternehmungen und damit auch unsere Gesellschaft zu bewältigen haben. Das ist in der Tat nicht einfach – auch nicht für die Goba.
Und wie reagieren Sie darauf?
Gemäss unserer Philosophie sind wir nah an den Menschen – an den Mitarbeitenden, den Kund:innen sowie all unseren Partnerschaften. Das hilft, Entscheidungen aufgrund einer möglichst breiten Erkenntnis-Basis zu fällen. Es hilft, zusammen auch mal «auszuhalten», zusammen schwierige Situationen zu tragen.
Mit Blick in die Zukunft: Worin liegt das grösste Potenzial?
Die Sehnsucht der Menschen nach Vertrautem, nach Ehrlichkeit und Transparenz – einem sorgsamen Umgang mit allen Ressourcen, nach sinnhaften Produkten und Arbeitsplätzen und Entwicklungsmöglichkeiten werden uns begleiten und herausfordern.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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