logo

Abstimmungssonntag

Danke, Schweiz: Die Stimmbevölkerung weiss, was gut für sie ist

Eine ganze Branche am Tropf des Staats? Die Schweiz hat diesem Ansinnen eine klare Abfuhr erteilt. Wenn Verlagshäuser Probleme haben, sollen sie diese selbst lösen. Vor allem, wenn sie anderweitig viel Geld verdienen. Das Stimmvolk hat klar gesagt, in welche Richtung es gehen soll.

Stefan Millius am 13. Februar 2022

Subventionen sind ein Zeichen der Hilflosigkeit. Sie signalisieren: Etwas funktioniert nicht mehr, aber wir wollen es dennoch weiterhin haben. Das mag auf Teilaspekte der Landwirtschaft zutreffen. Auf die Medienlandschaft tut es das nicht. Und deshalb ist das Mediengesetz am Sonntag beim Stimmvolk klar durchgefallen. Zum guten Glück.

Wer hätte denn profitiert von den hunderten von Millionen Franken über sieben Jahre hinweg? In erster Linie grosse Verlagshäuser, die anderweitig viel Geld verdienen, aber es bis heute nicht geschafft haben, den digitalen Wandel zu vollziehen. Einige kleine Verlagshäuser, denen der unternehmerische Mut fehlt, sich neu zu orientieren, hätten auch einige Brosamen erhalten. Mit anderen Worten: Die Subventionen wären ideen- und mutlosen Unternehmen zugute kommen. Warum genau soll der Steuerzahler unternehmerisches Versagen alimentieren? Und dabei alle ausschliessen, die es aus eigener Kraft versuchen?

Das sahen über 54 Prozent der Stimmberechtigten nicht ein. Völlig zu recht. Ein Gesetz über viele Jahre zu implementieren, das Versagen und Versäumnisse belohnt und die bestraft, die etwas wagen: Was für ein Unding.

Die Ostschweizer Medien AG, Trägerin von «Die Ostschweiz», hätte vom vorgesehenen Mediengesetz finanziell profitiert. Dennoch haben wir uns früh im Referendums- und später im Neinkomitee engagiert. Denn wir sehen nicht ein, warum uns die Steuerzahler auf dem Weg zum wirtschaftlichen Erfolg unterstützen sollten. Es ist unser Problem, dass wir die Medienvielfalt in der Ostschweiz bereichern wollten. Niemand soll sich verpflichtet fühlen, diesen Weg mit Subventionen zu ebnen. Wir sind in aller Offenheit sehr froh darüber, dass wir intern nicht über Staatsgelder debattieren müssen. Wir fühlen uns wohl auf dem freien Markt. Er entscheidet, was funktioniert und was nicht.

Das Nein zum Mediengesetz, wir sollten das nicht verschweigen, war auch ein spätes Misstrauensvotum gegenüber Bundesrat und Parlament in der Coronasituation. Man kann diese Dinge nicht voneinander trennen. Die Mehrheit gegen das Gesetz war nur möglich, weil sich ein entscheidender Teil des Stimmvolks von «denen da oben» nicht vertreten fühlten in den letzten zwei Jahren. Es war zu offensichtlich, dass sich der Staat und die grossen Medienhäuser in einer grossen, denkbar unheiligen Allianz verbrüdert hatten. Es ging nicht mehr um die Frage, was richtig ist, nur noch darum, was «Bern» will – und die angeblich objektiven, unabhängigen Medienhäuser haben diese Linie nachgebetet. Das war ein Vorgeschmack auf das, was passiert wäre, wenn der Staat die Schweizer Medien zusätzlich unterstützt hätte. Eine Mehrheit wollte das Resultat nicht erleben.

Wir sind, ganz offen, zunächst erleichtert. Ein fehlgeleitetes Paket, vollgestopft mit falschen Anreizen, ist an der Urne durchgefallen. Das ist gut. Sehr gut sogar. Aber nun ist die Frage: Wie weiter? Wenn das Ziel eine lebendige Medienvielfalt ist, sollte man weitermachen. Aber bitte nicht im Geist dieser Vorlage. Als nächstes muss die Frage gestellt werden, ob die SRG die Mittel, die sie derzeit jährlich erhält, verdient hat. Warum soll jeder Private 335 Franken bezahlen (Unternehmen sehr viel mehr), um Sandro Brotz dabei zuzusehen, wie er jeden Freitag die verordnete Meinung von Bundesbern vertritt? Warum soll ein faktisches Staatsmedium finanziert werden, das ausserstande ist, relevante Dinge zu hinterfragen wie die Klimapanik, den Genderwahnsinn? Warum sollten wir alle in dieser Dimension dafür finanziell geradestehen?

In diesem Sinn: Gut, dass dieses «Paket», prall gefüllt mit falschen Anreizen, versenkt wurde. Nun stellt sich die Frage: Wenn wir wirklich ein Problem haben, wie lösen wir es? Das Geld der Inserenten versickert in US-Konzernen wie Google und Facebook? Unschön, aber das ist eine unternehmerische Frage. Wie machen wir uns wieder attraktiver für die eigene Kundschaft? Warum werden wir von Unternehmen jenseits des Atlantiks abgehängt? Was machen wir falsch? Was können wir besser machen?

Das sind unternehmerische Fragen. Der Staat, pardon, kann sie nicht beantworten. Der ist damit beschäftigt, die Unkosten aus der laufend aufgepumpten Verwaltung zu verarbeiten. Wir müssen das selbst lösen. Mit neuen Konzepten, mit neuen Ansätzen. Wir können das. Wenn wir innovativen Unternehmern das Feld überlassen. Aber garantiert nicht diesem Staat, der heute überholte Modelle zementieren wollte.

Gehen wir es an. Jetzt. Mutig, risikobereit und vor allem: Privat finanziert. Der Anfang ist gemacht. Und dafür gilt den 54 Prozent: Besten Dank.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.