Remo Hämmerle und Nadine Ledergerber haben in alten Eichenfässern das Potenzial für Möbeldesign entdeckt. Seit 2019 stellen sie unter dem Namen Fasswerk Hämmerle in Goldach aussergewöhnliche Umsetzungen her.
Wie euer Name schon sagt, hat das Unternehmen ursprünglich aus alten Eichenfässern neue Anwendungen erstellt. Wie kam man auf diese Idee?
Meine Freundin und Geschäftspartnerin Nadine Ledergerber brachte mich auf die Idee, aus alten Weinfässern Möbel zu bauen, da sie ein altes Eichenfass im Garten stehen hatte und ein Schrank daraus haben wollte. Da ich gelernter Möbelschreiner bin, dachte ich, das wird eine einfache Sache.
War es nicht?
Nein. Falsch gedacht. Der erste Versuch scheiterte kläglich. Ich wollte aber nicht aufgeben. Ich musste zuerst verstehen, wie so ein Fass überhaupt aufgebaut ist. Also kaufte ich weitere Fässer und versuchte es nochmals. So langsam aber sicher klappte es dann.
Von wo holt ihr euch das Grundmaterial, die alten Fässer?
Für unsere Fassbars verwenden wir mehrheitlich Fässer aus Spanien und Frankreich, da sich diese wegen ihrer Form besser für die Bars eignen. Für die Herstellung unserer Fassmöbel und Accessoires wie Beistelltische, Esstische, Schneidebretter etc. nehmen wir gebrauchte Weinfässer aus der Region bzw. wir kaufen die Fässer direkt beim Winzer.
Was waren bisher die aussergewöhnlichsten Umsetzungen, die aus einem Fass entstanden sind?
Ich glaube das Aussergewöhnlichste und Aufwändigste ist definitiv das Humidor-Fass. Wir haben es dazumal nach Kundenwunsch gefertigt und dann stetig weiterentwickelt. Es besteht nicht nur aus exklusiven Hölzern, es hat auch ein vollautomatisches Befeuchtungssystem und Licht mit einem Ein-Ausschalt-Knopf. Zum Glück ist Nadines jüngerer Bruder Ingenieur. Er half uns bei der Installation der ganzen Elektronik.
Wie lange benötigt ihr durchschnittlich für den «Umbau»?
Je nach Ausführung und Möbel kann es bis zu drei Wochen dauern.
Könnt ihr beziffern, wie viele Fässer ihr bisher schon neu gefertigt habt?
Phu…, viele. Da müsste ich zuerst nachforschen.
Das Sortiment wurde inzwischen ja noch erweitert. Wie würden Sie das derzeitige Angebot umschreiben? Was ist der gemeinsame Nenner dabei?
Wir handfertigen neue, massgefertigte Möbel aus gebrauchten Ressourcen für nachhaltiges Wohnen. Der gemeinsame Nenner ist ganz klar das Fass. Wir verwenden für unsere neu gefertigten Möbel hauptsächlich das Eichenholz bzw. die Fassdauben der Weinfässer – dieses wird in einem aufwändigen Prozess aufbereitet, damit wir damit arbeiten können.
Gibt es eine Vision für die Zukunft? Wohin soll sich das Unternehmen entwickeln?
Unser Ziel ist es, ein nachhaltiges und familiäres Unternehmen mit drei bis vier Angestellten zu sein. Nachhaltigkeit und qualitativ hochwertige Produkte stehen bei uns im Vordergrund und dies möchten wir nicht nur gegen Innen festigen, sondern auch nach Aussen tragen.
Auszeichnung für «Maximus»
Beim internationalen SIT Furniture Design Award 2020 in Los Angeles gewann Fasswerk Hämmerle einen Designpreis für den Tisch «Maximus» in der in der Kategorie «SIT in front OF». Die Mitglieder der SIT-Award-Jury bewerteten alle Einreichungen aus 53 La?ndern, wobei sie nicht nur die ho?chsten aktuellen Standards und Trends im Mo?beldesign beru?cksichtigten, sondern auch nach wirklich visiona?ren Designern Ausschau hielten, die Kreativita?t und Innovation zeigen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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