Entstanden vor über 70 Millionen Jahren werden die meist ringförmigen Korallenriffe auch Regenwälder der Meere genannt. Ihre mächtigen Strukturen reichen bis über 2'000 auf den Meeresgrund, sind komplexe Ökosysteme. Als Heimat unzähliger Tierarten gelten sie als die grössten von Lebewesen geschaffene Strukturen unserer Erde. Taucher sind begeistert von der Pracht farbiger Korallengärten. Künstler, Weltenbummler und Inselträumer sind hingerissen von der paradiesischen Schönheit unberührter Inselszenarien, von ständig wechselnden Farbsymphonien leuchtender Lagunen, von der Weite des Firmaments, das sich nachts in ein funkelndes Sternenmeer verwandelt.

1974 starb Jeton Anjain, Lehrer auf dem Atoll Rongelap an Blutkrebs. Am 1. März 1954 schrieb er in sein Tagebuch: «Ein ungeheurers, feurig-sonnengleiches Objekt erhob sich im Westen aus dem Meer... viel grösser und heisser als die Sonne… alle waren entsetzt und entgeistert...» Unter dem Decknamen «Bravo» hatten die USA testhalber eine Atombombe gezielt über Rongelap gezündet: 15 Megatonnen Sprengkraft, mehr als tausendmal stärker als die Hiroschimabombe. Später nutzte auch Frankreich die Atolle Mururoa und Fangataufa als atomare Schiessplätze. Auf Rongelap waren die Einwohner Teil des Tests. Ahnungslos. Nach der Explosion rieselte feiner, weisser Staub auf sie nieder, überdeckte alles. Übelkeit, brennendes Hautjucken und Schwindel lösten Angst und Entsetzen aus. Umgehend kamen die Amerikaner, deportieren alle in panischer Eile, untersuchten, testeten und stellten veränderte Blutbilder, Hormonstörungen und weitere Gesundheitsschädigungen fest. Später brachen Schilddrüsen-Tumore epidemisch aus. Fehlgeburten und frühe Sterblichkeit plagen bis heute. Rongelap gilt als atomar verseucht, ist unbewohnbar.