«Hilfe zur Selbsthilfe» - unter diesem Motto arbeitet der der «Verein EinFach» aus Flawil. Der Verein besteht aus Menschen, die sich gegenseitig in schwierigen Lebenssituationen zur Seite stehen und sich dabei unterstützen.
Mit wenig Mitteln sehr viel ermöglichen und umsetzen. Dies ist das Ziel des «Vereins EinFach» aus Flawil. Der Verein versucht die Ressourcen, Stärken und Kenntnisse verschiedener Menschen zu bündeln und sich damit gegenseitig im Leben zu unterstützen. Initiator des Vereins ist der Flawiler Michael Jablonksi. Durch eigene Lebenskrisen geprägt, ist der «Verein EinFach» seine Herzensangelegenheit. Unsere Redaktorin Nadine Linder hat mit ihm über seine Vision gesprochen.
Michael Jablonksi, wie kam es zu der Vereinsgründung?
Wir gründeten den Verein EinFach vor drei Jahren am Valentinstag. Der Verein entstand aus einer bereits bestehenden Eventgruppe «Wilde Erdbeeren», die mit Menschen mit Einschränkungen verschiedene Vereine unterstützte. Hierbei ging es vor allem darum, in Mitten von Veranstaltungen als Team zu helfen und dabei zu sein. Zum Beispiel Garten Pur, Kulturpunkt, Afro Pfingsten oder Rock am Gleis zählten zu den Einsatzorten. Zu diesem Zeitpunkt war ich selbst noch in einer schwierigen Lebenssituation gefangen und so konnte ich mir ein wenig Selbstwert geben. Der Verein entstand aus Gesprächen heraus und die ersten Mitglieder waren Menschen aus verschiedenen Lebensabschnitten in denen ich zu mir selbst zurück suchte.
Wofür steht der Verein EinFach?
Wir sind bestrebt das Leben durch gemeinsames Handeln zu vereinfachen. Der Name «EinFach» ist übrigens aus einer Wortspielerei entstanden. Eine Mischung aus einfach und Flawil. Er steht für unseren Grundsatz mit einfachsten Mitteln gemeinsam zu handeln, also vorhandene Ressourcen einzelner Menschen zu bündeln und sich dabei gegenseitig zu bestärken.
Welche Ziele verfolgt euer Verein?
Alle Mitwirkenden möchten frei von Eingrenzungen durch veraltete Strukturen etwas tun. Die Ziele orientieren sich daher an den Herzensangelegenheiten unserer Mitglieder. Kein Mensch ist ausgeschlossen, jeder benötigt Unterstützung. Je nach Situation und Möglichkeit helfen wir. Doch helfen wir uns vor allem auch selbst. Durch unsere Arbeit im Verein sind wir ungebunden und doch wissen wir, wo wir bei Bedarf schnell und unkompliziert Unterstützung erhalten. Unser Netzwerk hilft sowohl in eigenen Krisen, wie auch anderen in Schwierigkeiten. Unser Motto ist also «Hilfe zur Selbsthilfe».
Welche Hilfestellungen bietet euer Verein?
Wir geben den Dingen freien Lauf und so ergeben sich täglich neue Unterstützungsangebote. Durch unsere eigene Geschichte ergeben sich vielfältige Hilfestellungen, der Verein ist das Gefäss welches es bündelt. Der Tag bestimmt das Geschehen, je nach Hilfe die gerade benötigt wird.
Wir haben deshalb im Grunde auch keine festen Mitglieder, doch durch die Vorgaben im Vereinsgesetz nennen wir uns Mitglieder, mit diversen Vereinsposten. Jedes Mitglied ist gleichberechtigt und begleitet ein festes Ressort, was seinen Stärken entspricht und ihm persönlich schon immer am Herzen lag.
Wie finanziert sich euer Verein und wie kann ich ihn unterstützen?
Wir finanzieren unsere Vereinsarbeit zu 100 Prozent selbst. Jeder hat sein Projekt, was wiederum von Menschen ausserhalb des Vereins mitgetragen wird. Die Finanzierung einzelner Herzensprojekte ist daher völlig unterschiedlich und unabhängig vom Verein EinFach. Unser Verein funktioniert vor allem durch Unterstützer in verschiedenen Regionen und ihr persönliches Engagement, ob für Mensch, Tier, oder die Umwelt. Dadurch kann mit wenig sehr viel ermöglicht und umgesetzt werden.
Warum ist der Verein für Sie eine persönliche Herzensangelegenheit?
Als Kind bildet sich ein Konstrukt des späteren gewünschten Lebens. Meins war ein Leben zu führen, das aus meiner Sicht auf einfachen menschlichen Bedürfnissen beruht. «Sei du selbst, lebe dein Leben, streite wenn es nötig erscheint, verzeihe, liebe, träume und gehe deinen Weg, ohne permanent nach dem Sinn und Zweck von Ereignissen zu fragen.» Für mich persönlich verkörpert der Verein EinFach dieses Konstrukt aus meiner Kindheit.
Gibt es persönliche Gründe für ihr soziales Engagement?
Es gab diverse Lebensereignisse, die mich unterschiedlichste Wege einschlagen liessen, ohne dabei zu wissen, wohin ich eigentlich will und ob ich überhaupt weitergehen möchte. In dieser Zeit traf ich auf Menschen die heute ein Teil des Vereins EinFach sind. Unsere gemeinsamen Erfahrungen um das Wissen, dass morgen alles anders sein kann, gibt uns die Stärke, anderen ohne Furcht zu helfen.
Ich persönlich erfuhr viel Unterstützung, in dem ich einfach sein durfte, ohne jegliche Erwartungen erfüllen zu müssen. Einfach mitmachen und wahrgenommen werden, half mir persönlich am meisten in meinem Leben.
Wie gross empfinden Sie die sozialen Ungerechtigkeiten in der Schweiz?
Die Missstände in der Schweiz werden sehr gut kaschiert. Es gibt sehr viele Armutsbetroffene, die man in der Öffentlichkeit nicht wahrnimmt. Es gibt Steuerüberschüsse, Prestigebauten, überteuerte Wohnungen, doch sehr begrenzte Mittel angesichts der Möglichkeiten für sozial schwache Menschen. Jeder, der Geld kostet, erfährt täglich, dass er unerwünscht ist. Es wird vordergründig viel getan, viel Geld in die Integration investiert, doch bleibt nicht viel bei denen hängen, die es nötig haben.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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