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Vorwärtsstrategie

Das «Papier» im Thurgau behalten

Die Bodan AG in Kreuzlingen ist ein traditionsreicher Familienbetrieb. Umwälzungen in der Branche - Buchhandel und Papeterie - führen nun dazu, dass sich das einst eher lokale Unternehmen verstärkt auf den Thurgau als Ganzes fokussiert.

Stefan Millius am 04. Februar 2021

Per Anfang 2021 übernahm die Pius Schäfler AG in Gossau das gesamte Papeteriegeschäft von «Witzig The Office Company». Dazu gehören auch die beiden Standorte Arbon und Frauenfeld. Damit befindet sich ein Thurgauer Unternehmen nun neu gewissermassen in St.Galler Hand.

Bei der Bodan AG in Kreuzlingen, die neben dem Buchhandel ebenfalls auf Papeterie setzt, hat das einiges ausgelöst. Claudia Ruckstuhl, die zusammen mit ihrem Bruder Urban Ruckstuhl das Unternehmen führt, erachtet es als schade, dass damit eine Thurgauer Marke zumindest indirekt verschwindet. Für sie sei das der Auslöser, künftig trotz der lokalen Verankerung am Bodensee künftig stärker über die eigene Region hinaus aktiv zu sein. «Wir wollen für den ganzen Kanton Thurgau eine Marke sein», so Claudia Ruckstuhl.

Das Unternehmen, das seit 2011 an der Kreuzlinger Hauptstrasse tätig ist, hat den stationären Handel auch in Zeiten der Digitalisierung immer hochgehalten, war aber gleichzeitig offen für neue Kanäle. Während des Lockdowns 2020 gewannen anere Vertriebswege wie bei vielen Firmen an Bedeutung. Ruckstuhl: «Die stationäre Präsenz ist für eine Stadt wie Kreuzlingen wichtig, deshalb unterhalten wir hier auch einen grossen Laden.» Da die Bodan AG Besitzerin der Liegenschaften ist, in denen sie untergebracht ist, konnte sie die Ausfälle während der erzwungenen Schliessungen auch besser wegstecken als Betriebe, die Miete ohne Umsatz zahlen mussten.

Aber die begleitende digitale Aktivität sei ebenfalls wichtig. Gerade für Kunden, die nicht direkt vor Ort sind, in erster Linie Schulen, Gemeinden oder Firmen, die mit Papeterieprodukten oder Büchern beliefert werden. «Wir waren froh, dass wir damals digital schon bereit waren, als der Lockdown kam», so die Geschäftsführerin. Allerdings seien die neuen Kanäle nicht ohne Nachteile: «Wir lesen regelmässig von der Paketflut, welche die Post beinahe zusammenbrechen lässt, von der Verpackungsschwemme, die Sorgen bereitet und so weiter.»

Deshalb habe man bereits im Frühjahr den Hauslieferdienst mit eigenen Chauffeuren ausgebaut, die an die Tür liefern. Und zusätzlich hat sich die Bodan AG nun gewissermassen von der Gastronomie inspirieren lassen mit einem «Bodan Take-away». Bestellt wird telefonisch oder per E-Mail, die Abholung erfolgt an einer speziellen Theke im Treppenhaus des Unternehmens -inklusive einem Kaffee zum Mitnehmen. Es ist eine Art Mischform zwischen dem stationären Handel und der klassischen Bestellung,  «eine Ergänzung zu den Onlineshops, die natürlich weitergeführt werden», so Claudia Ruckstuhl.

Der Lockdown sei «brutal» gewesen, sagt Ruckstuhl rückblickend, die Bodan AG habe diesen aber punkto Umsatz dank der weitere Vertriebswege fast aufgefangen. Es gebe zudem durchaus auch positive Aspekte. «Die Bevölkerung hat in dieser Zeit realisiert, dass man lokal einkaufen muss, um die Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern.» Und sie habe verstanden, dass sie mit ihrem Konsumverhalten die regionale Entwicklung selbst mitsteuern können. Beispielsweise, indem vermehrt auf den Einkaufstourismus im benachbarten Konstanz reduziert wird. Als man wieder öffnen durfte, habe sich gezeigt, dass diese Botschaft angekommen ist, «die Leute haben mitgemacht und sind wieder gekommen.»

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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