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Von Flossrennen bis Maskenschnitzen

Das sind die 25 lebendigen Traditionen der Ostschweiz

Wissen Sie, was in der Bochselnacht im Kanton Thurgau passiert? Oder was das Gebetsheilen in Appenzell umfasst? Hier kommen die 25 bedeutendsten historischen Rituale aus dem Ostschweizer Kulturerbe.

Die Ostschweiz am 12. September 2023

228 Punkte umfasst die Liste des Schweizer Kulturerbes. Die Liste der lebendigen Traditionen ist in diesem Jahr um 29 Einträge reicher geworden. Das Bundesamt für Kultur hat sie in Zusammenarbeit mit den Kantonen erstellt und nun zum zweiten Mal aktualisiert. Auch Vorschläge aus der Bevölkerung wurden berücksichtigt. Die Ostschweiz ist mit 25 gelebten Traditionen vertreten. Hier sind sie in alphabetischer Reihenfolge und bieten einen Einblick in den Reichtum und die Vielfalt der Ostschweizer Bräuche und die Einzigartigkeit der Region:

Appenzeller und Toggenburger Alpfahrt AI, AR, SG

Kinder in Trachten führen den Zug mit ihren Ziegen an, dahinter folgt der Senn, anschliessend drei Kühe mit Senntumschellen. Drei Begleiter, die Kuhherde und der Besitzer der Tiere sind ebenfalls mit dabei. Ein Lediwagen schliesst den Zug ab.

Alpfahrten Appenzell

Alpfahrten Appenzell

Appenzeller Witz und Satire AR, AI

Verschiedenste Witzerzähler und Satiriker prägen bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts das Bild des lustigen Appenzellers. Bekannt in der Region ist beispielsweise auch der heutige Witzwanderweg.

Bauernmalerei rund um den Säntis AI, AR, SG

Seit dem 16. Jahrhundert sind die Malereien, die verschiedenste bäuerliche Sujets zeigen, vertreten. Bis heute gilt die Bauernmalerei in der alpenländischen Volkskunst als einzigartig.

Bechtelistag Frauenfeld TG

Immer am dritten Montag im Januar heisst es in Frauenfeld: Berchtoldstag, die «Nacht der Nächte» – und dies bereits seit dem Mittelalter. Im 13. Jahrhundert sollen sich die Adeligen zur geselligen Unterhaltung in der Trinkstube getroffen haben. Nach und nach schlossen sich auch Handwerker an. Um 18 Uhr beginnt das Mahl im Ratshaus, etwa um 23 Uhr sind festfreudige Leute willkommen. Nach Mitternacht werden die besten Masken prämiert.

Bochselnacht TG

Am Donnerstag der letzten ganzen Woche vor Weihnachten feiern die Kinder der ersten Primar- bis zur ersten Sekundarschule die Bochselnacht. In Weinfelden werden nach dem Eindunkeln die Bochseltiere, ausgehöhlte und verzierte Schnitzereien, auf einer Route der Bevölkerung präsentiert.

Fronleichnamprozession in Appenzell AI

Fronleichnam ist in Appenzell Innerrhoden ein hoher Feiertag – in vielen anderen Kantonen ist es ein gewöhnlicher Werktag. Die katholische Kirche feiert bereits seit dem Hochmittelalter in Erinnerung an die Einsetzung des Altarsakraments, der Eucharistie, zehn Tage nach Pfingsten das Fronleichnamfest.

Gebetsheilen AI

Warzen vertreiben oder Schmerzen lindern – in Appenzell Innerrhoden gibt es medizinische Laien, die mit Hilfe von alten und geheimen Heilsprüchen Beschwerden nehmen sollen. Diese Gabe wird von Generation zu Generation weitergegeben. Ein Honorar darf jedoch nicht verlangt werden.

Groppenfasnacht TG

Drei Wochen vor Ostern, jeweils am Sonntag, feiert Ermatingen die Groppenfasnacht. Namensgeber ist ein etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter langer Fisch, der nur im Dorf gefangen wird, die Groppe oder der Gropp. Weil der See in früheren Jahren häufig gefroren war, begrüssten die Fischer im Frühling das Brechen der Eisdecke. Die Fischerei war eine wichtige Erwerbsquelle.

Landsgemeinde

Der Aufzug der Landsgemeinde in der Hauptgasse in Appenzell 2019. (Bild: Philipp Griesemer)

Innerrhoder Landsgemeinde AI

Erstmals 1403 wurde die Landsgemeinde in Appenzell Innerrhoden erwähnt. Immer am letzten Sonntag im April versammeln sich auf dem Landsgemeindeplatz stimmberechtige Frauen und Männer, stimmen ab und wählen den regierenden und den stillstehenden Landammann sowie die weiteren fünf Mitglieder der Standeskommission.

Innerrhoder Weihnachten AI

In Appenzell Innerrhoden gibt es diverse Weihnachtsbräuche. Einer davon: Die bemalten Lebkuchen heissen «Chlausebickli», die die Kinder von ihren Paten und Patinnen erhalten. An Heiligabend riecht es überall nach Weihrauch, um die Räume, Werkstätten und Ställe zu segnen.

Kinderfest

Kinderfest St.Gallen SG

Seit 1824 findet das Kinderfest alle drei Jahre statt. Die Schulkinder formieren sich in festlichen Gewändern zu einem Umzug durch die Stadt. Auf dem Kinderfestplatz gibt es verschiedene Darbietungen.

Mammut-Flossrennen TG

Wenn Pluto auf einem Floss die Sitter oder Thur entlangsegelt, ist es Zeit für das Mammut-Flossrennen. Traditionell findet es am Muttertag statt, sofern das Wetter mitspielt. 12 Kilometer lang ist die Strecke zwischen Degenau bis zum Ziel in Kradolf.

Fasnacht

Maskenschnitzen und Fasnacht im Sarganserland SG

Seit dem 19. Jahrhundert hat das Maskenschnitzen im Sarganserland Tradition. Verantwortlich dafür sind Wanderarbeiter, die das Handwerk in die Region mitbrachten. Mit Hilfe der Masken wurden Dorfpersönlichkeiten hochgenommen, oder es wurde sich über sonstige Obrigkeiten lustig gemacht.

Naturheilkunde in Appenzell Ausserrhoden AR

Als besondere Heillandschaft wird das Appenzellerland oftmals bezeichnet. Durch verschiedene Naturheilärzte und -ärztinnen gelangte die Region zu diesem Ruf. Ende 2016 waren über 250 Heilpraktikerinnen und -praktiker registriert. Bis heute dürfen sie Heilmittel und Hausspezialitäten abgeben, die kantonal registriert sind.

Obstbau und -verarbeitung TG

Jeder dritte Apfel, der in der Schweiz gegessen wird, stammt aus dem Thurgau. Zudem sind viele grössere Mostbetriebe hier ansässig. Nicht umsonst wird der Kanton auch «Mostindien» genannt.

Sarganserländer Alpsegen SG

Damit die Tiere der Sennen besonders geschützt sind, wird der Sarganserländer Alpsegen aufgesagt. Das Hirtengebet ist zwischen dem Walensee und dem Taminatal verbreitet. Gedruckt wurde der Sarganserländer erstmals im Jahre 1862.

Sennensattlerei AI

Von Gürteln mit Silberbeschlägen über Sennenchäppli bis hin zu beschlagenen Hosenträgern beinhaltet die Sennensattlerei eine alte Handwerkskunst. Der Sennensattler oder die Sennensattlerin kann aber durchaus auch modische Accessoires herstellen.

Senntumsschnitzerei AR

Angefangen hat die Senntumsschnitzerei im 20. Jahrhundert. Damals wurde sie auch «Chüeli-Schnitzerei» genannt. Die Anfangsmotive waren fast nur Alpfahrten. Weitere Brauchtümer, wie beispielsweise die Silvesterchläuse, kamen erst später dazu. Heute sind die Schnitzereien beliebte Sammelstücke.

Silvester

(Bild: Kapo AR)

Silvesterchlausen AR

Die Silvesterchläuse sind am 31. Dezember, nach dem gregorianischen Kalender, und am 13. Januar, nach dem julianischen Kalender, unterwegs. Sie werden in schöne, wüeschte und schö-wüeschte Chläuse unterteilt. Kunstvoll gestaltete Kopfbedeckungen machen die schönen Chläuse aus, die Wüeschten und Schö-Wüeschten bestechen durch wild geschmückte Hüte und Hauben. Die Silvesterchläuse ziehen von Haus zu Haus, zäuerlen (eine Art Gesang) und wünschen den Bewohnerinnen und Bewohnern ein gutes neues Jahr.

St.Galler Buchkultur SG

Noch heute verfügen verschiedene Bibliotheken der Stadt viele historische Schätze mit kunstvollen Handschriften. Aber auch Exemplare der frühesten Drucktechniken und zeitgenössische Bücher befinden sich darunter. Die Buchsammlung des Dichters Vadian wurde beispielsweise zum Grundstein für die Kantonsbibliothek Vadiana.

St.Galler Maschinenstickerei SG

Das Sticken an der Handstickmaschine beherrschen heute nur noch die wenigsten. Früher war das ganz anders. St.Gallen wurde stark von der Textiltradition geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitete fast in jedem Haushalt eine Person für die Stickereibranche.

Stosswallfahrt AI

Immer am zweiten oder dritten Sonntag im Mai findet die Stosswallfahrt statt. Sie soll die Menschen an die Schlacht am Stoss 1405 erinnern. Damals hatten sich die Appenzeller nach längeren Befreiungsbemühungen gegenüber der Herrschaft der Abtei St.Gallen durchsetzen können.

Jodeln im Kopf

Eine der frühesten notierten Jodelmelodien der Region: Kuhreien aus dem Liederbuch der Maria Josepha Barbara Brogerin, 1730 (Quelle: Originaldokument im Roothuus Gonten)

Volksmusik im Appenzellerland und im Toggenburg AI, AR, SG

In Appenzell Innerrhoden heisst der Naturjodel «Rugguusseli», in Ausserrhoden «Zäuerli», im Toggenburg «johle». Sehr bedeutend für die Region ist auch die Streichmusik. Erstmals erwähnt wurde diese in Innerrhoden und im Vorderland 1874.

Weidlingsfahren TG

Der Weidling ist ein schmales, etwa neun Meter langes, flaches Boot. Traditionell wird das Gefährt aus Massivholz angefertigt. Heute gibt es auch Ausführungen in Sperrholz, Kunststoff und Aluminium.

Bilder: Archiv/zVg

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Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund einer halben Million Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG.

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