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Roland und Karin Lenz

Das visionärste Weingut der Schweiz

Das Bioweingut von Roland und Karin Lenz mit Sitz in Uesslingen wurde jüngst von der Weinzeitschrift Vinum ausgezeichnet. Ihr Schaffen vergleichen die beiden mit extremem Ausdauersport.

Marcel Baumgartner am 01. September 2022

Roland Lenz, Ihre Frau und Sie wurden von der Weinzeitschrift Vinum als eine von 25 Weinpersönlichkeiten der Schweiz des Jahres 2022 ausgezeichnet. Wie schafft man es in diesen Kreis?

Dass wir als visionärstes Weingut der Schweiz ausgezeichnet wurden, hat viel mit Kontinuität zu tun. Da Karin und ich in jüngeren Jahren auf nationaler Ebene Leichtathletik gemacht haben, vergleichen wir unser Schaffen oft mit extremen Ausdauersport. Und das über viele Jahre. Aber natürlich gehört auch der Erfolg dazu. In unserem Fall hat die Renaturierung unserer Weingärten dazu geführt, dass auch unsere Weine unglaublich an Charakter und Reichhaltigkeit gewonnen haben.

Mit welchem Tropfen haben Sie auf diese Nachricht angestossen?

Wir haben uns einen Gemischten Satz weiss gegönnt, aus einem dieser visionären wilden Weingärten…

Früher litt der Schweizer Wein allgemein unter einem eher schlechten Ruf. Die Meinungen haben sich geändert. Worauf kann man das zurückführen?

Der Weinbau ist der einzige landwirtschaftliche Betriebszweig der fast gänzlich dem Weltmarkt ausgesetzt ist (für einen Liter Wein wird ein Zoll von 30 Rappen berechnet, was auf den Preis der ausländischen Weine keinen Einfluss hat). Dieser weltweite Wettbewerb führt dazu, dass nur die Schweizer Winzer überleben, die auch eine richtige Strategie haben und dadurch ihre Weine am Markt gut positioniert haben. Die Grundlage dazu ist eine gute Ausbildung, Risikobereitschaft und Kreativität.

Lenz

Was ist letztlich entscheidend, um einen exquisiten Wein zu produzieren?

100% des Qualitätspotenziales eines Weines liegen im Weingarten. Gelingt es uns gesunde und reife Trauben zu erzeugen und gelingt es uns, dieses perfekte Traubengut während der Vinifikation richtig zu verwalten, entstehen einzigartige Jahrgangsunikate…

Abgesehen vom Wetter: Was kann Ihnen bei der gesamten Produktionskette einen ordentlichen Strich durch die Rechnung machen?

Wettermässig haben wir am meisten Respekt vor dem Frühlingsfrost. Da wir fast 100% PIWIs haben, also pilzwiderstandsfähige Traubensorten, und unsere Weingärten unglaublich viel Biodiversität aufweisen, ist die Traubenproduktion relativ sicher. Passieren im Keller keine gravierenden Flüchtigkeitsfehler, ist auch unsere Weinproduktion relativ sicher. Da wir auch energieautark sind, machen uns sicher mögliche fehlende Ressourcen wie Korken oder Flaschen, sowie das kaufverhalten der Konsumenten am meisten Sorge.

Ist Ihre Tätigkeit durch gewisse Technologien und andere Fortschritte über all die Jahre dennoch etwas berechenbarer geworden?

Klar nutzen wir auch neue Technologien, wie etwa die Sprühdrohne zum Ausbringen unsere Homöopathie und Stärkungsmittel. Entscheidend für unseren Erfolg ist aber nicht neueste Technologie, sondern die Erkenntnis, dass unser wichtigster Mitarbeiter die Natur ist!

Als uns Bundesrat Parmelin mit dem BLW im März besuchte, habe ich ihm eine einfache Gleichung mitgegeben: Diversität + PIWI = Ökologie + Wirtschaftlichkeit

Die Umsetzung dieser Formel ist bei uns ein laufender Prozess: Weg von der Monokultur hin zur erkennbaren Diversität, kombiniert mit den robusten Traubensorten und der Demeterbewirtschaftung.

Das führt zu einer stabilen qualitativ hochstehenden Traubenproduktion und zu weniger Arbeit in den Weingärten da ja die Natur mitarbeitet…

Lenz

Was ist Ihre ganz persönliche Philosophie? Was erhält man, wenn man sich für ein «Lenzwein» entscheidet?

Man erhält ein Jahrgangsunikat aus reichhaltiger Natur, das einem in Massen genossen gut tut!

Nun kann man bei der gesamten Vielfalt an Weinen schnell den Überblick verlieren. Was raten Sie all jenen, die innerhalb kurzer Zeit eine Einschätzung des eigenen Geschmacks erhalten wollen?

Möglichst verschiedene Weine verkosten und sich wirklich auf die eigenen Sinne fokussieren. Nicht auf irgendwelche Weinempfehlungen…

Wie viele verschiedene Tropfen haben Sie bei sich im Angebot?

Da wir über 40 verschiedene Traubensorten im Anbau haben (Traubensortendiversität), vinifizieren wir daraus 70 verschiedene Weine. 40 davon sind für unsere Privatkunden.

Wie muss man diese Zahl werten? Braucht es eine gewisse Anzahl, um für jeden Geschmack etwas im Sortiment zu haben? Will man hier weiter wachsen? Oder ist eher eine Art «Nische» erfolgsversprechend?

Setzt man auf den Direktverkauf ist eine breite Auswahl sicher wichtig. Unsere Neugier und unsere Begeisterung für die verschiedenen Sorten sorgt aber dafür, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes ein «lebendiges Weinsortiment» haben. Das bedingt eine kompetente Beratung, was genau den Unterschied zu Grossverteiler ausmacht.

Lenz

Welche Produkte aus Ihrem Sortiment erfreuen sich der grössten Beliebtheit?

Die Weinpärchen Qaurteto weiss und rot, sowie das Handwerk weiss und rot sind Dauerbrenner…

Wann wurden Sie zuletzt von einem Wein so richtig überrascht – ob nun positiv oder negativ?

Vor einigen Wochen, bei einer regionaler Verkostung. Allerdings im negativen Sinne, wo ich gedacht habe, das gibt’s doch nicht dass noch solch nichtssagende Weine erzeugt werden…

Über die Philosophie rund um den Wein von Ihnen haben wir bereits gesprochen. Wie aber sieht es mit jener aus unternehmerischer Sicht aus? Wohin möchten Sie das Weingut in den nächsten Jahren entwickeln?

Die «Klimaerhitzung» zeigt uns auch dieses Jahr auf, dass unser Weg zur Diversität richtig ist. Deshalb werden wir unsere Weingärten noch schnelle zu Agroforst- und Mischkultursystemen umgestalten. Zudem möchten wir die Betriebsnachfolge angehen. Dazu haben wir die Bioweingut Lenz AG gegründet, die es uns erlaubt, die Verantwortlichkeiten neu zu definieren.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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