Aktuell erhitzen sich die Gemüter über den Ausbau der Windkraft und die Beschleunigung sowie Vereinfachung des Solar-Ausbaus im Alpenbereich. Dabei gibt es sachliche Argumente, die sowohl dafür als auch dagegen sprechen. Diese gilt es abzuwägen.
Die Diskussion geht mittlerweile aber weit über die sachliche Erwägung der Vor- und Nachteile hinaus und hat im Grunde eine überwiegend emotionale, fast schon hysterisch anmutende Ebene erreicht.
Eines kann man gleich zum Anfang sagen: Es gibt keine Lösung, die nur Vorteile hat. Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir nun mal viel Energie brauchen und diese müssen wir irgendwie produzieren und beschaffen. Derzeit liegt der Bedarf in der Schweiz bei 60 Terrawattstunden, Tendenz steigend.
Jede Energie, welche wir vom Ausland importieren müssen, stell dabei eine Unsicherheit dar. Denn es gibt keine Garantie, dass wir diese tatsächlich erhalten, wenn wir sie am meisten brauchen. Zusätzlich soll Energie möglichst CO2-neutral sein.
Auf einheimische Energie angewiesen
Damit wir unsere Versorgungssicherheit stärken können, sind wir schlichtweg auf die einheimische, erneuerbare Energie wie Solar, Wind, Wasser und Holz angewiesen. Die Gegner werden nun erwidern, dass Atomkraftwerke ebenfalls eine gute CO2-Bilanz hätten.
Warum also ist Atomstrom keine Lösung? Zum Ersten, weil die Entsorgung des radioaktiven Abfalls immer noch nicht gelöst ist und zukünftige Generationen über Jahrtausende belasten wird. Zum Zweiten, weil wir den Strom nicht erst in 20 Jahren brauchen, sondern bereits schon im nächsten Winter. Selbst wenn wir also heute ein neues AKW ernsthaft planen würden, ginge dieses frühestens in 20 Jahren in Betrieb. Was machen wir bis dahin?
Es gibt drei Möglichkeiten: Erstens, die einheimische erneuerbare Energie ausbauen, zweitens Energie importieren aus dem Ausland oder drittens, den Energieverbrauch reduzieren.
Lösungen ohne Nachteile gibt es nicht
Sie, die Leserinnen und Leser, müssen für sich entscheiden, welche Variante Ihnen am liebsten ist. Niemand wird Ihnen jemals eine Lösung anbieten können, die nur Vorteile und keine Nachteile hat.
Den Füfer und z’Weggli gibt’s eben nicht, und irgendwo müssen wir gemeinsam einen gangbaren Weg finden. Dafür braucht es sachliche Erwägungen und Kompromisse von allen Seiten. Dass sich Emotionen hochschaukeln und nicht mehr sachlich diskutiert werden kann, bringt uns allen definitiv nur Nachteile. So viel steht fest.
Andrea Büsser (*1988) aus Sargans ist Finanzberaterin, Paralegal Senior bei Raiffeisen Schweiz im Bereich Legal & Compliance. Sie ist ausserdem Präsidentin von «Die Mitte Frauen» des Kantons St.Gallen.
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