Aus einer kleinen Geschäftsidee hat das Unternehmen Rohner in Balgach mittlerweile internationale Bekanntheit erreicht. Im Gespräch mit CEO Hermann Lion.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann via abo@dieostschweiz.ch bestellt werden.
Sie produzieren zwar nicht mehr in der Schweiz, die Socken sind aber aus Schweizer Material hergestellt. Wie wichtig ist der Wirtschaftsstandort Balgach nach wie vor?
Der Wirtschaftsort Balgach ist für uns zentral und spielt eine sehr wichtige Rolle in der gesamten Organisation der Jacob Rohner AG. Der ganze Vertrieb, die Logistik und das Marketing werden in Balgach abgewickelt. Wir arbeiten in enger Zusammenarbeit mit der Schweizer Textilfachhochschule für Produktentwicklungen und Materialforschungen. Der Standort hier in der Schweiz ermöglicht uns eine spezielle Kundennähe und wir können dadurch die Prozesse agil anpassen. Obwohl die Jacob Rohner eine Traditionsmarke ist, heisst das nicht, dass wir in der Zeit stehen geblieben sind. Wir haben uns in den letzten drei Jahren stark digitalisiert und über fünf Millionen Franken in unseren Standort investiert. Dies im Hinblick darauf, den historischen Standort in Balgach zu erhalten.
Bereits 1933 wurde die Jacob Rohner AG gegründet und hat mittlerweile Tradition erreicht, die man auch im nahen Ausland kennt. Sie sind also wichtige Markenbotschafter für die Ostschweiz. Wie nehmen Sie diesen Umstand in der täglichen Arbeit wahr?
Es ist eine Ehre für uns, die Marke weiter zu erhalten und zu führen. Unsere Produkte stehen für Schweizer Qualität. Wir arbeiten auch heute nach wie vor aktiv daran, innovative Produkte auf den Markt zu bringen.
Seit 2011 produzieren Sie nicht mehr in der Schweiz. Wie gross ist der Kosten- und Konkurrenzdruck in der Branche?
Der Konkurrenzdruck in der textilen Branche ist enorm. Die tägliche Herausforderung, wie beispielsweise die Produkte aus Fern-Ost und Billiglohn-Ländern, sind heutzutage Standard. Wir setzten auf eine eigene europäische Produktion in Portugal. Der dortige Standort hat die Jacob Rohner AG seit Mitte der 70er Jahre, und wir sind heute stolz darauf, auch diesen weiter ausbauen zu können. Obwohl die Konkurrenz gross ist, denken wir, dass es möglich ist, diese Strukturen so aufrecht zu erhalten. Nachhaltigkeit in ökonomischen und sozialen Aspekten sind für uns Prioritäten. Dies wird auch in unserer plastikfreien Logistik widergespiegelt.
Zu den herkömmlichen Socken sind inzwischen auch biokeramische oder solche aus Kupfer gekommen. Gibt es weitere Pläne für innovative Produkte?
Wir arbeiten an neuen Produkten mit unserem Entwicklungsteam und der Schweizer Textilfachhochschule, um neue Materialien zu erforschen und in neue Socken umzuwandeln. Momentan tüfteln wir an der Einsetzung von recycelten Materialien wie Wolle und Baumwolle.
Die vergangenen Monate waren eine grosse Herausforderung für viele Arbeitgeber. In wie fern waren Sie von der Krise betroffen? Auch im Hinblick darauf, dass Sie international tätig sind?
Durch die starke Digitalisierung in den letzten Jahren und unsere Online Präsenz war es möglich, die volle Wucht der Krise abzufangen. Wir haben Home-Office-Möglichkeiten schnell einführen und so die Aktivität in der Firma beibehalten können. Jedoch hat uns der Lockdown im stationären Handel sehr betroffen. Wir sehen aber eine positive Entwicklung mit dem aktuellen Inlandtourismus. Viele haben das Wandern für sich entdeckt. Wir unterstützen momentan auch unsere Händler, die sich jetzt digitalisieren, und wollen sie in den nächsten Jahren weiter unterstützen. Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir Militär- und Zivilschutzbehörden in der Krise mit unseren Produkten unterstützen konnten und so unseren sozialen Beitrag geleistet haben.
Welche Lehren ziehen Sie daraus?
Tradition heisst nicht, verstaubt zu sein. Die Digitalisierung der Textilbranche ist ein Muss. Wir werden weitere Investitionen in diese Richtung tätigen, um die Marke zu verstärken und der Standort Balgach nachhaltig aufrecht zu erhalten. Wir werden auch transparenter über unsere Lieferkette kommunizieren – so, dass unsere Kunden merken, wie nachhaltig ihre Rohner Socken sind.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.